6. Sippe: Edeladler (Aquila)

[610] Zwei große, in Gestalt und Wesen nahe verwandte Adlerarten verdienen an erster Stelle aufgeführt zu werden, weil sie in unserem heimatlichen Erdtheile leben, sogar in unserem Vaterlande vorkommen und dem Begriffe, welchen wir mit dem Worte Adler verbinden, am besten entsprechen.

Die Sippe der Edeladler (Aquila), welche sie mit einigen anderen bilden, kennzeichnet sich durch kräftigeren Leib, großen, wohlgeformten Kopf, breite und lange Flügel, unter deren Schwingen [610] die vierte die längste ist, und welche bis zum Schwanzende herabreichen, durch einen gerade abgeschnittenen, mittellangen und breiten Schwanz und sehr starke, mittelhohe Ständer. Der Schnabel ist kräftig und lang, sein Oberkiefer schon auf der Wachshaut, besonders aber vor ihr stark gebogen, an der Schneide ziemlich ausgebuchtet. Das große Auge liegt tief unter dem weit hervorspringenden Augenbrauenbein. Die mittellangen Zehen sind kräftig, die Krallen groß, spitzig und stark gekrümmt. Die Federn sind zugespitzt, namentlich am Hinterkopfe und im Nacken verschmälert und verlängert; die Fußwurzeln bis zu den Zehen herab bekleidet.

Es ist nicht leicht, die Edeladler mit kurzen Worten so zu kennzeichnen, daß eine Verwechselung unmöglich ist: sind ja doch selbst die Forscher noch heutigen Tages verschiedener Ansicht. Wenn man die stolzen Thiere im Leben vor sich sieht, unterscheidet man sie allerdings ziemlich leicht; die Bälge aber sind durchaus nicht sofort mit Sicherheit zu erkennen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 610-611.
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