68. [10] Familie: Curculionidae.

Rüssler, Rüsselkäfer. K. in einen stets deutlichen Rüssel verlängert; OL. meist nicht sichtbar; F. meistens gekniet, mit langem schaftförmigen Wurzelgld., seltener ungekniet, eine Keule ist stets vorhanden. Schn., wenigstens bei den Arten der europäischen Fauna, stets ohne Zähnchen am AussenR.


Die Arten sind insgesamt phytophag, die Larven u. Käferleben an den Wurzeln, den Blättern, Blüten u. Früchten verschiedener Pflanzen u. werden zum Teile schädlich. Die Larven sind madenförmig, mit verkümmerten B. – Die Curculioniden bilden eine der grössten Familien der Käfer u. sind auch bei uns sehr reich vertreten.


Die angegebenen Körpergrössen sind stets ohne Rüssel zu verstehen.


Übersicht der Unterfamilien:


1'' Rüssel dick u. meist kurz u. gerade, niemals stielrund, oben abgeflacht oder leicht gewölbt, oder mit seitlichen Kanten, die F. in der Nähe der Spitze oder zwischen Mitte u. Spitze eingefügt. Der Schaft meistens den VR. der Augen überragend. VR. des Rüssels gewöhnlich mit dreieckigem oder halbrundem Ausschnitte. Augen stets rundlich, am oberen STeile stehend, stets viel schmäler als der Rüssel hoch. Der Kehlausschnitt ist einfach rund oder viereckig u. vom Kinn mehr oder weniger ausgefüllt; die OKf. haben an ihrem äusseren Winkel eine Narbe (rauhe u. flache Stelle) von oft erhaltenen horn- oder sichelartigen Anhängen, einem Larvenorgan, das beim vollständigen Insekte in der Regel abbricht1.

Formen, bei denen die FGruben ganz auf die OS. gerückt sind, gehören zu dieser Abteilung.


(Curculiones adelognathi.)


2'' Rüssel seitlich nicht zusammengedrückt u. fast gerade, die Augen stehen an den S. des K.u. sind von einander getrennt.

3'' Der VR. des Hsch. ist gerade abgeschnitten, an den S. hinter den Augen nicht gebuchtet. (Ohne Augenlappen.)

4'' Hsch. an den S. des VR. hinter den Augen ohne lange Haarfransen, höchstens überall gleichmässig mit äusserst feinen u. kurzen Saumhärchen besetzt.

5'' Die FRinnen sind grubig vertieft, kurz oder länglich, am oder nahe am VR. des Rüssels u. zwar stets auf der OS. des letzteren, also ganz dorsal gelegen, die FEinlenkung ist von oben ganz zu sehen, der AussenR. der FGrube ist oft in einen flügelförmigen oder ohrenförmigen Wulst erweitert (Pterygien), [11] oder die FGruben verflachen sich auf die AussenS., ohne sich scharf rinnenförmig nach abwärts zu biegen. Der FSchaft überragt stets die Augen

1. Otiorrhynchinae 13.


  • Fg. 1. K. eines Otiorrhynchus. Pterygien
    Fg. 1. K. eines Otiorrhynchus. Pterygien

5' Die FRinnen sind meist länger u. schmäler u. mehr an die S. des Rüssels gerückt, ihr AussenR. biegt mehr oder weniger scharf u. schräg nach abwärts ab, nur bei wenigen Formen laufen sie gerade zu den Augen, oft ist nur ein schmaler Teil der FFurche von oben sichtbar. Der FSchaft überragt manchmal nicht die Augen.

2. Brachyderinae. 46.

4' Hsch. an den S. des VR. hinter den Augen mit einer Gruppe längerer Haarfransen besetzt

3. Tanymecinae. 79.

3' VR. des Hsch. an den S. hinter den Augen gebuchtet u. dahinter mehr weniger stark lappig vorgezogen (mit Augenlappen). Augen am UR. ein wenig gewinkelt, von da mit einer Rinne (nicht mit FRinne zu verwechseln) nach unten zur Rüsselabschnürung.

6'' Die FFurchen befinden sich auf der OS. des Rüssels, F. gekniet mit längerem Schaftgld. Körper Phyllobius-ähnlich

(4. Eremninae.)

6' Die FFurchen befinden sich an den S. des Rüssels, F. auffallend kurz u. nicht gekniet. Körper kurz u. plump, oben stark gebuckelt.

(5. Brachycerinae.)

2' Rüssel stark zusammengedrückt, an der FEinlenkungsstelle etwas geknickt, die Augen ganz auf die OS. des Rüssels gerückt, nicht vorstehend, einander fast berührend. Körper Sciaphilus-ähnlich.

8. Myorrhininae.2 117.

1' Rüssel seltener kurz u. dick, meistens lang u. dünn u. gebogen, gewöhnlich stielrund, die F. meistens in der Nähe der Mitte oder hinter derselben eingefügt,. der Schaft nur bei sehr kurzrüsseligen Formen den VR. der Augen überragend. Augen grösser, meistens quer u. fast so breit als der Rüssel an seiner schmälsten Stelle, die Sehfläche nach vorn und aussen gerichtet. Bei kleinen Augen (selten) sind dieselben mehr der US. als der StOS. genähert. OKf. einfach, (bei den Rhynchitini aussen mit Zähnchen) aussen stets ohne Narbe, die Imagines stets ohne Anhänge. Rüssel am VR. abgestutzt oder flach dreibuchtig, nur bei einigen grossen Formen mit einem dreieckigen Ausschnitte.

(Arten mit an die Br. anlegbarem Rüssel, oder an der Basis gezähnten Klauen, oder mit feinen F., deren Schaft nur bis zum VR. reicht, gehören in diese Abteilung.)


(Curculiones phanerognathi.)


7'' Die FFurche ist sehr schräg nach abwärts gebogen u. nicht zu den Augen gerichtet, sie mündet unten vor den Augen, ihr vorderster Teil ist manchmal zum Teil von oben sichtbar. Rüsseldick, mit 1 bis 3 Längskielen, oder lang u. stielrund. VHü. mehr dem VR. als dem HR. genähert. Umfasst meist grosse Formen, mit an der SchnSpitze nach innen gerichtetem Dorn u. mit abgestumpfter Rüsselspitze, letztere manchmal flach dreibuchtig, oft mit kahler, dreiec kiger, nicht vertiefter Spitzenfläche; Fld. manchmal spitzig vorgezogen, Klauen zumeist an der Basis verwachsen

6. Cleoninae. 82.

[12] 7' Die FFurchen sind mehr gerade u. zu den Augen oder wenigstens zum unteren R. der Augen gerichtet, selten wie bei 7'', dann sind aber die F. näher an die Augen eingefügt u. der Rüssel an dieser Stelle verdickt (bei den Calandrini).

8'' Die F. sind an oder nahe der Spitze des Rüssels eingefügt, der letztere an der Spitze etwas erweitert u. die Basis der FFurche ist am seitlichen Teile der OS. gelegen u. daselbst von oben sichtbar. Schn. meistens an dem inneren Spitzenende mit einem nach innen gerichteten Hornhaken, niemals mit einem solchen an der äusseren Ecke. – Hierher meist grosse Formen

7. Curculionae. 97.

8' Die F. sind ganz an der S. des meist dünnen u. gewöhnlich stielrunden Rüssels eingefügt u. die Basis der FFurchen ist von oben nicht sichtbar. Rüsselspitze ohne Ausschnitt, selten flach dreibuchtig.

9'' Trochanteren gross, alle Schl. an der Spitze derselben angefügt, Rüssel mehr weniger lang, stielrund, Pygidium meist bedeckt, Klauen in der Regel fein gezähnt, F. meist nicht deutlich gekniet. 10.

Apioninae. 236.

9' Trochanteren normal, klein, schräg an der SchlBasis aufsitzend.


  • Fg. 2. K.u. FFurche eines Cleonus von d.S.
    Fg. 2. K.u. FFurche eines Cleonus von d.S.

  • Fg. 3. Trochanter der Apioninae.
    Fg. 3. Trochanter der Apioninae.

  • Fg. 4. Normaler Trochanter.
    Fg. 4. Normaler Trochanter.

10'' F. gekniet, mit längerem Schaftgld.3, die Keule eiförmig oder oval, die Keulengld. meist nur durch sehr feine Nähte von einander geschieden (geringelt); der Rüssel oft an die VBr. anlegbar.

9. Calandrinae. 117.

10' F. einfach, nicht gekniet, das 1. Gld. nicht verlängert, kaum länger als das 3., die 3gldr. Keule mit vollkommen gesonderten Gliedern, Rüssel stets vorgestreckt, OKf. meistens am AussenR. gezähnt, MHü. etwas schräg gestellt; Körper oft metallisch gefärbt.

11. Rhynchitinae. 259.

Fußnoten

1 Bei einiger Uebung ist die Bruchstelle auch an kleinen Formen leicht zu erkennen. Diese Anhänge sind lang u. dünn u. an ihrer Basis verjüngt, stehen dem fertigen Insekte im Wege u. werden an der verdünnten Basalstelle leicht abgebrochen. Nur bei wenigen Formen haben diese Anhänge eine breitere Basis u. bleiben in diesem Falle erhalten. Für alle Fälle dürfen diese Anhänge nicht zur Aufstellung von Gattungen benützt werden, besonders in Gruppen, wo die Anhänge an der Basis dünn sind u. in der Regel abbrechen müssen; geschieht dies dennoch, so müssen wir auf Unkenntnis dieser biologischen Vorgänge beim Autor schliessen u. solche Gattungen einziehen.


2 Diese Unterfamilie gehört, da sie einfache verkümmerte OKf. besitzt, unter die Abteilung der phanerognathen Curculioniden, wo sie neben die Curculionae zu stellen ist.


3 Nur bei Rhamphus nicht gekniet, aber der Rüssel ist an die Br. anlegbar u. die FKeule ist geringelt.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1916.
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