Schmidt, Frl. Auguste

[250] *Schmidt, Frl. Auguste, Leipzig, Grassistrasse 33I, wurde als die Tochter eines Offiziers am 3. August 1833 zu Breslau geboren und wuchs in einem Elternhause auf, in welchem die Gleichberechtigung der Söhne und Töchter von Vater und Mutter anerkannt wurde. Infolgedessen wurde sie schon sehr früh an Selbständigkeit gewöhnt und erhielt eine für jene Zeit ausgezeichnete Erziehung. Im Jahre 1842 wurde ihr Vater als Major nach Posen versetzt. Dort besuchte sie die königliche Louisenschule und bestand 1850, noch nicht siebzehnjährig, die Staatsprüfung als Lehrerin. Nachdem sie einige Jahre als Erzieherin gewirkt, wurde sie in Breslau, wohin ihre Eltern sich nach der Verabschiedung des Vaters zurückgezogen hatten, als erste und einzige wissenschaftliche Lehrerin an der städtischen höheren Mädchenschule angestellt. Im Jahre 1861 ging sie nach Leipzig, wohin ihr nach dem Tode des Vaters die Mutter mit den Schwestern folgte. Hier nahm sie die Stellung der[250] leitenden Lehrerin an der höheren Mädchenschule und dem Seminar des Frl. Ottilie von Steyber an. In dieser ihr zusagenden Wirksamkeit fand sie volle Befriedigung und nach dem Tode der Vorsteherin übernahm sie die Anstalt derselben. Nach 30jähriger Thätigkeit gab sie den anstrengenden Beruf, in dem sie von ihren beiden verwitweten Schwestern unterstützt wurde, auf, um sich ganz der Frauenbewegung zu widmen. Neben Louise Otto hat sie im Jahre 1865 den Leipziger Frauenbildungsverein und den Allgemeinen deutschen Frauenverein gegründet. An der Seite und unter der Führung dieser unvergleichlichen Frau hat Auguste Schmidt 32 Jahre hindurch unermüdlich für das Recht der Frauen gewirkt, hauptsächlich als Rednerin. Unter der Last ihrer vielseitigen Arbeit kam sie selten dazu, litterarisch thätig zu sein, sie war Mitherausgeberin der 1866 gegründeten »Neuen Bahnen« und ist nun seit dem Tode von Louise Otto die alleinige Herausgeberin dieses Blattes, welches das Organ des Allgemeinen deutschen Frauenvereins ist und alle Interessen der Frauen wahrnimmt. Im Verein mit Helene Lange und Marie Loeper-Houselle (siehe diese) gründete Frl. Aug. Schmidt zu Pfingsten 1890 den »Allgemeinen deutschen Lehrerinnenverein«. Schon in ihrer Jugend hat sie einige belletristische Bücher geschrieben, später fehlte ihr die Zeit. Vor zwei Jahren erschien eine einfache Volkserzählung von ihr: »Aus schwerer Zeit«. Ihre zahlreichen Aufsätze sind in den verschiedensten Blättern erschienen, gehören aber zum grössten Teil den »Neuen Bahnen« an. Ferner wird demnächst ein Lebensbild von Louise Otto Peters, der Dichterin und Vorkämpferin für Frauenrechte von ihr herausgegeben.

‒ Aus schwerer Zeit. Erzählg. f. jung u. alt. 8. (230) Leipzig 1895, F. Riehm. n 1.85; geb. 2.20

‒ Louise Otto Peters, die Dichterin u. Vorkämpferin für Frauenrecht. Ein Lebensbild. Von Aug. Schmidt u. Hugo Rösch. U. d. Presse.

‒ Neue Bahnen. Organ d. allgemeinen deutschen Frauenvereins. 33. Bd. Jahrg. 1898 24 Nrn. 4. (No. 1 10) Leipzig, M. Schäfer. n 3.–

‒ Tausendschönchen. 8. (243) Leipzig 1868. Rötschke. 3.–

‒ Veilchen. Novellenstrauss. Bd. 2. 8. (206) Ebda. 3.–

u. Henriette Goldschmidt. Zwei Vorträge, gehalten bei der Generalversammlung des allgemeinen deutschen Frauenvereins am 19. u. 20. September 1868 zu Braunschweig. 8. (46) Leipzig 1868, Leiner. n 5.–

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 250-251.
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