Bajadēren

[224] Bajadēren (von dem portugiesischen Worte bailadeira, d.i. Tänzerin), die beim Gottesdienste auftretenden od. im Lande umherziehenden Tänzerinnen u. Sängerinnen in Ostindien. Die ersteren, Devadasis (d.h. Göttersklavinnen) genannt, verrichten die niederen Dienste in den Tempeln der indischen Gottheiten. Es liegt ihnen ob, bei religiösen Aufzügen Kränze zu winden, Blumen zu streuen, zu singen u. Tänze aufzuführen. Die Mädchen, welche sich diesem Dienste widmen wollen, dürfen noch nicht mannbar sein u. müssen von ihren Eltern den Priestern, welche die Erziehung übernehmen, gänzlich abgetreten werden. Sie sind jedoch nichtverpflichtet, im jungfräulichen Stand zu bleiben, sondern können später mit einem Manne Umgang pflegen, wenn dieser nicht von einem niederern Stande als das Mädchen ist. Erhalten sie Kinder, so werden diese von den Priestern, die Mädchen zum Tempeldienst, die Knaben zu Musikern gebildet. Die Devadasis unterscheiden sich in zwei Klassen, je nach der Kaste, aus der sie stammen. Die der vornehmern Klasse Angehörigen wohnen innerhalb der Ringmauern des Tempels, den sie ohne Erlaubniß des Oberpriesters nicht verlassen dürfen; die zu der geringern Klasse zählenden, aus dem Handwerkerstande stammenden Mädchen, außerhalb des Tempels. Letztere dürfen mit Tänzen u. Singen auch bei den Festen der Vornehmen auftreten. Die Schutzgöttin der Devadasis heißt Rambha. Die frei im Lande umherwandernden Tänzerinnen u. Sängerinnen, welche gewöhnlich in Truppen von Musikanten begleitet, unter Aufsicht einer älteren Führerin (Daya), in Wirthshäusern, öffentlichen Orten u. bei Privatfestlichkeiten ihre Künste zeigen, führen in Indien verschiedene Namen, wie z.B. Natsch, Sutradhari etc. Ihre Tänze sind pantomimischer Art u. von Gesang begleitet. Das Thema, welches ihnen gemeiniglich zu Grunde liegt, ist das Glück u. Weh der Liebe. Ihre Reize, die sie noch[224] durch eine originelle Kleidung zu heben sich bemühen, sind von europäischen Touristen oft in übertriebener Weise bewundert u. dargestellt. Zu der letzten Klasse gehörten die B., welche 1839 in europäischen Städten Productionen ihrer Kunst gaben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 224-225.
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