Balliste

[251] Balliste, 1) (Ballista, v. gr.), Wurfmaschine bei Belagerungen (gr. Onager, lat. Manganum) u. (kleiner) in offenem Felde. Sie bestand aus einem Gerüste von Balken, in dessen Mitte sich ein beweglicher Hebel befand; dieser Hebel hatte an dem einen Ende eine Vorrichtung (Löffel) zur Aufnahme von Gegenständen, die man gegen den Feind schleudern wollte, als Steine, Bleiklumpen, leicht feuerfangende Stoffe, glühende Kugeln, Aas (zur Erregung von Seuchen bestimmt) etc. Die schleudernde Bewegung des Hebels wurde entweder durch einen starken Darmstrick, welcher beim Niederbiegen des oberen Hebelarmes von dem unteren gespannt wurde, od. durch schwere Gewichte hervorgebracht. Nach Plutarchs Angabe hat Archimedes bei der Vertheidigung von Syrakus 10 Centner schwere Eisenstücke mit einer B. geschleudert. Die B-n sind nicht zu verwechseln mit den Katapulten, deren Wurfgeschosse einen flachen Bogen beschrieben, während jene ihre Ladung in einer Bombencurve warfen. Diejenigen, welche die B. losließen, hießen griechisch Aphetä, lat. Ballistarii. Die ähnlichen Maschinen im Mittelalter in Deutschland hießen Blyden (Mangen, in der Schweiz Schupfen), sie schleuderten Steine (zuweilen bis 10 Ctnr. schwer) u. wurden auch noch einige Zeit nach Erfindung des Schießpulvers beibehalten. Der Mathematiker Gobert in Berlin u. der schweizerische General Dufour haben sich in neuerer Zeit wieder mit der Construction von B-n beschäftigt, in der Meinung, dieselben auch für die moderne Kriegskunst anwendbar zu machen. Vgl. Dufour, Mémoire sur l'artillerie des anciens et celle du moyen-âge, Genf 1840. 2) (B. geometrĭca), s. Jakobsstab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 251.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: