Chilisalpeter

[931] Chilisalpeter (Natron-, Würfel- od. Cubischer Salpeter, Salpetersaures Natron), farblose od. licht gefärbte krystallinische Masse von salzig kühlendem Geschmack u. starker doppelter Brechung; er krystallisirt in stumpfen Rhomboëdern, die man früher für Würfel hielt (daher Cubischer Salpeter); in den Thonlagern der Ebene von Tamarugal in der Provinz Taragala im südlichen Peru finden sich bedeutende Lager dieses Salzes von durchschnittlich 500 Ellen Breite u. zuweilen 7–8 Fuß Mächtigkeit; der Gehalt an reinem salpetersauren Natron beträgt 20–85 Proc., doch ist er hier u. da völlig rein; verunreinigt ist er gewöhnlich mit Glaubersalz, kohlensaurem. Natron, Chlorcalcium, Eisen u. geringen Mengen von borsaurem Kalk; die Reinigung des rohen Ch-s erfolgt in etwa 100 Werkstätten, welche in Alt- u. Neu-La-Noria zerstreut liegen. Diese mächtigen Lager von Salpeter waren schon seit 100 Jahren bekannt, jedoch erst 1820 wurde der erste Ch. nach England gebracht; seitdem hat die Ausfuhr bedeutend zugenommen, sodaß bis zum Jahre 1850 bereits. gegen 5 Millionen Centner aus dem Hafen von Iquique ausgeführt wurden. Der verhältnißmäßig hohe Preis, in dem der Ch. noch jetzt steht, rührt von den unvollkommenen Transportmitteln der dortigen Gegend her, da er auf Mauleseln von den Salinen nach der Küste, eine Strecke von 2 Meilen, gebracht wird. Auch findet sich der Würfelsalpeter in der Wüste von Atacama u. in den Anden, jedoch in weit geringerer Menge. Fast überall hat der Ch. wegen seiner Wohlfeilheit den Kalisalpeter verdrängt, nur zur Herstellung des Schießpulvers kann er nicht angewendet werden, weil er an der Luft Wasser anzieht; auch in der Salpetersäurefabrikation ist man wieder von der Verarbeitung des Ch. abgekommen, weil nicht nur der Kalisalpeter reiner, sondern das schwefelsaure Kali auch weit besser zu verwerthen ist, als das schwefelsaure Natron. Dagegen findet er in der Glasfabrikation, zur Herstellung von Kalisalpeter, sowie als Zusatz beim Einpökeln des Fleisches u. namentlich als kräftiges Düngemittel in der Landschaft Anwendung. In letzter Beziehung wirkt er auf alle Getreidearten, Hülsenfrüchte, Wurzelgewächse u. Futterpflanzen gleich gut, hat vor dem Guano voraus, daß seine düngkräftigen Bestandtheile weit weniger flüchtig sind (weshalb er sich auch bei trockene Witterung wirksam erweist), daß er weit wohlfeiler u. keiner Verfälschung unterworfen ist u. bequem u. ohne Nachtheil für die Gesundheit ausgestreut werden kann. Auf den Magdeburger Morgen braucht man höchstens 75 Pfd. Der Ch. eignet sich am besten für leichte Bodenarten u. wirkt am meisten bei trockener Witterung auf nicht zu magerem Boden. Er wird gepulvert nicht zu reichlich ausgestreut, weil er sehr schnell treibt u. leicht Lagerfrucht bildet. Über die Art u. Weise der Entstehung des Ch. in der Natur bestehen verschiedene Ansichten.; nach Einigen bildet sich die Salpetersäure aus dem verwesenden Guano, nach Anderen bedingt die ammoniakhaltige atmosphärische Luft dieser tropischen Gegenden unter gleichzeitiger Anwesenheit von mineralischen Substanzen allein die Salpetersäurebildung, wofür allerdings auch die Beobachtungen Collard's de Martigny sprechen, welche beweisen, daß Ammoniak in Berührung mit atmosphärischer Luft u. Kalk direct in Salpetersäure übergeht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 931.
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