Glaubersalz

[394] Glaubersalz, 1) (Glaubers Wundersalz, Sal mirabile Glauberi, Schwefelsaures Natron, Natrum sulphuricum, Sulphas natricus s. sodae), NaOSO3 + 10HO; von Glauber 1658 entdeckt u. zuerst beschrieben, es krystallisirt in wasserhellen, schiefen, rhombischen od. sechsseitigen, längsgestreiften Säulen, schmeckt kühlend u. salzig bitter; an der Luft verliert es sein Krystallwasser u. zerfällt zu einem weißen amorphen Pulver (Natrum sulph. siccum s. dilapsum); es schmilzt leicht in seinem Krystallwasser u. verliert dieses, wird dann fest u. schmilzt ohne Zersetzung bei starker Rothglühhitze. Das krystallisirte G. löst sich sehr leicht in Wasser u. entwickelt dabei Kälte; bei 0° R, lösen sich in 100 Theilen Wasser 12 Theile G., bei 20° 100 Theile u. bei 26° 322 Theile. Man benutzt das G. vorzugsweise zur Darstellung von Soda, zur Glasbereitung, zur Fabrikation von künstlichem Ultramarin, zu Kältemischungen etc.; in der Medicin dient es als Abführmittel; doch war es bis 1760 zu theuer, wo es die Gebrüder Gravenhorst in Braunschweig zuerst fabrikmäßig höchst wohlfeil lieferten. Im Großen gewinnt man es durch Zersetzung des Kochsalzes mittelst Schwefelsäure, doch auch als Nebenproduct, z.B. bei der Bereitung des Salmiaks, der Borsäure u. bei vielen chemischen Operationen. In großer Menge erhält man es auch aus den Pfannensteinen u. der Mutterlauge der Salinen, sowie aus dem Meerwasser (wie im südlichen Frankreich). Die gewöhnliche Dose von krystallinischem G. ist 1 Unze, von zerfallenem 1/2 Unze; sonst wird es auch als Zusatz zu temperirenden Mitteln u. um gelinde Leibesöffnung zu erhalten, häufig gebraucht, eben so auch von Thierärzten. 2) (Min.), das in der Natur vorkommende G. erscheint meist nur als Efflorescenz od. als Überzug auf alten Gemäuern, auf Gyps- u. Mergelboden, an Ufern von Salzseen, auf Lava, in tropfsteinartigen od. erdigen Massen, häufig aufgelöst in Salzsooten u. Mineralquellen; selten krystallisirt in Säulen des monoklinoëdrischen Systems; es ist wasserhell, schneeweiß, gelblich od. graulich, durchsichtig, lebhafglänzend, Anfangs kühlend, dann salzig bitter schmeckend; Härte 1–2, spec. Gew. 1,4–1,5; es ist wahrscheinlich durch gegenseitige Zersetzung von Steinsalz u. Gyps entstanden. Fundorte: Sedlitz Karlsbad u. Eger in Böhmen, Hallstadt, Aussee, Hallein, Hall in Tyrol, Mühlingen im Aargau, Vevay in der Schweiz, Grenoble in Dauphine, Aranguez in Spanien, in den Salzseen Sibiriens u. anderen Gegenden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 394.
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