Clisson [2]

[212] Clisson (spr. Klissong), Olivier de C., geb. 1336 in der Bretagne, diente erst den Engländern u. trat dann unter Karl V. zu den Franzosen; er war Waffenbruder du Guesclins, aber so grausam, daß er den Beinamen Le boucher (der Schlächter) erhielt. Johann von Montfort, Herzog von Bretagne, fing ihn u. hielt ihn einige Zeit in harter Haft. 1380 wurde er Nachfolger du Guesclins als Connetable u. brachte mit dem Herzog Ludwig von Orleans den König Karl VI. dahin, daß dieser sich von dem Einfluß seiner Vormünder, der Herzöge von Berry u. Burgund, losmachte u. 1388 die Regierung selbst übernahm, worauf C. den entschiedensten Einfluß auf Karl VI. erhielt. Nachdem Karl in Wahnsinn verfallen war, verrieth C. durch sein Testament, welches er, von einem Edelmann auf den Tod verwundet, gemacht hatte, daß er im Besitz ungeheurer Reichthümer gekommen war, u. wurde, des Unterschleifs verdächtig, mit seiner Partei von den Herzögen von Berry u. Burgund verdrängt u. 1392 vom Parlament zum Verlust seiner Stellen, zur Verbannung u. zu 100,000 Mark Silbers Strafe für seine Erpressungen verurtheilt. Er ging nach der Bretagne u. st. dort 1407 auf seinem Schlosse Josselin.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 212.
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