Diomēdes

[165] Diomēdes, 1) D., Sohn des Ares u. der Kyrene, König der Visionen in Thracien; fütterte seine 4 Rosse, Lampos, Deinos, Xanthos u. Podarges, mit den Leibern der sein Land betretenden Fremden. Herakles, von Eurystheus zu ihm geschickt, tödtete ihn u. entführte die Pferde. Die Visionen verfolgten ihn; Abderos, Sohn des Hermes, Liebling des Herakles, sollte die Pferde bewachen, wurde aber von denselben zerrissen; nach Anderen war Abderos ein Diener des D. u. wurde von Herakles getödtet. 2) D., Sohn des Atlas u. der Asterie; wurde von seinen Pferden gefressen. 3) D., Sohn des Tydeus u. der Deïpyle, der Tochter des Königs Adrastos von Argos; zog mit den Epigonen gegen Theben u. stritt darauf vor Troja. Homer schildert ihn als einen stürmischen Helden, dessen Stimme weithinschallte, u. gibt ihm den Beinamen: der zum Kampfe Rufende. Er kämpfte, in der Abwesenheit des Achilles, unter den Ersten der Griechen, unterstützt von Athene, gegen Hektor, erschlug den troischen Späher Dolon u. überfiel den Thrakerfürsten Rhesos in seinem Lager. Nach den nachhomerischen Sagen schlich er sich mit Odysseus in einem unterirdischen Gange in die Burg von Troja, erschlug die Wächter u. führte das Palladium Trojas weg. Er kam nach dem Kriege glücklich in seine Heimath, aber seine treulose Gattin Ägialea, welche während seiner Abwesenheit mit Hippolytos u. Kometes gebuhlt hatte, verweigerte mit diesen ihm die Landung. Er ging deshalb nach Ätolien zu seinem Großvater Öneus, welcher von seinem Neffen Epopeus vom Throne gestoßen worden war u. von D. wieder in die Herrschaft eingesetzt wurde. Auf seiner Rückkehr nach Argos kam er, verschlagen von Winden, nach Apulien, heirathete dort die Euippe, Tochter des Königs Daunos, u. gründete mehrere Städte. Die Diomedēi campi in Apulien, wo er gelebt haben soll, wurden nach ihm benannt. Turnus bat ihn um Beistand, D. verweigerte ihn, doch verlangten es seine Gefährten, worauf sie zur Strafe in die Diomedeischen Vögel (Albatrose) verwandelt wurden. Er starb in Argos (od. in Apulien) od. wurde auf der Insel Diomedea (s.d.) zu den Göttern entrückt u. ihm dort u. später an mehreren Orten Italiens Tempel u. Altäre geweiht. Auf Gemmen erscheint er oft nackt mit dem Palladium. Julius Antonius besang die Rückkehr des D. in 12 Büchern (Diomedēa). Vgl. Penthesilea. 4) D., römischer Grammatiker; er schr. im 5. Jahrh.: De oratione, partibus orationis et vario rhetorum genere, herausgeg. u.a. in Putsches Sammlung der lateinischen Grammatiker, Hann. 1605.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 165.
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