Diopter

[168] Diopter (lat. Dioptra, v. gr.), eine Sehritze, um dadurch nach bestimmten Gegenständen zu sehen; besteht aus einem Ocular, als dem Träger desjenigen Punktes einer Absehlinie, welche bei der Beobachtung dem Auge zunächst sich befindet, u. einem Objectiv od. dem Träger eines zweiten entfernteren Punktes dieser Linie. In der Regel sind beide Theile mit einander fest verbunden u. nur zuweilen hat man sie auch lose neben einander auf gesonderten Grundplatten stehend. Das Ocular besteht aus einem senkrecht stehenden Flügel mit einer kleinen runden Öffnung, dem Schauloch. Das Objectiv hat in seinem gleichfalls u. wo möglich auch noch parallel zum vorigen gestellten Flügel eine zumeist viereckig geschnittene größere Öffnung mit einem darin aufgespannten Fadenkreuz, dessen Scheitelpunkt mit dem Schauloch gleichen Abstand von der Grundfläche hat. Manche D. sind so eingerichtet, daß sich in jedem Flügel Ocular u. Objectiv zugleich befinden; man hat dann 2 Visirlinien nach entgegengesetzten aber parallelen Richtungen. D., deren Objective u. Oculare durch eine inwendig geschwärzte Röhre verbunden sind, erlauben ein schärferes Zielen, weil, sie dem Seitenlichte keinen Zutritt gewähren. Über die Genauigkeit des Zielens mit D-n u. über die Bedingungen, von welchen diese wiederum abhängt, hat Stampfer umfassendere Versuche angestellt u. in dem 18. Bande der Jahrbücher des Wiener Polytechnischen Instituts herausgegeben. Darnach hält er runde Schaulöcher für vorzüglicher als die ebenfalls angewendeten Spalten u. für die geeignetste Größe gibt er bei einem Schauloch 1/31/2 Pariser Linie u. bei Spalten 1/5 bis zu Pariser Linie als Durchmesser an. Seine Versuche bewiesen, daß die Genauigkeit des Visirens erst dann abnimmt, wenn die Öffnungen weiter sind, als oben angegeben ist, nicht aber, wie man früher annahm, proportional dem sogenannten parallaktischen Winkel, d.h. dem Winkel, der sich durch die Weite des Oculars u. seiner Entfernung vom Objectiv bestimmt. Bei günstigen äußeren Bedingungen kann man bis auf 10 Secunden genau visiren, wenn auch der parallaktische Winkel 5–6 Minuten beträgt, weil das Auge die Mitte der Öffnung aufsucht, wo keine Beugung der Lichtstrahlen wie am Rande des Schanloches od. der Sehspalte stattfindet. Der Abstand beider Theile darf nicht kürzer als etwa 8 Zoll sein, u. die Dicke des Objectivfadens muß in einem Sehwinkel von 1–2 Minuten vom Oculare aus erscheinen. Ein nicht zu beseitigender Nachtheil der D. liegt darin, daß das Auge nicht im Stande ist, zu gleicher Zeit mit gleicher Schärfe auf den nahen Objectivfaden u. den entfernten Zielpunkt zu sehen. Es entsteht dabei eine Unsicherheit über die Deckung der Bilder, folglich auch im Zielen, die mindestens 7–8 Secunden, oft aber viel mehr beträgt, u. es unräthlich macht, D. bei besseren Meßinstrumenten in Anwendung zu bringen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 168.
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