Druschinen

[351] Druschinen, früher Leibwache des Czaren, jetzt die Bataillone der russischen mobilen Reichsmiliz (Opoltschenie). Die D. wurden zuerst in der 2. Hälfte des 18. Jahrh. nach dem Muster der alten preußischen Landregimenter errichtet, erhielten aber erst 1806 die Bedeutung einer Landwehr. Das ganze Reich wurde in 7 Bezirke getheilt, nach denen die Formation in Corps stattfand, u. stellte nach den damaligen Listen 600,000 Mann auf. Zum 2. Male wurden die D. 1812 gegen die Invasion Napoleons unter die Waffen gerufen, wobei nur die beiden Centralpunkte Moskau u. Petersburg angenommen wurden, u. ihre Zahl soll über 400,000 Mann betragen haben. Im Feldzuge 1813 kamen auch nach u. nach 120 D. nach Deutschland. Zum 3. Male wurden sie im Februar 1855 im Kriege gegen die Türken u. die mit denselben verbündeten Westmächte aufgeboten u. im November 1855 erschienen die ersten Abtheilungen auf dem Kriegsschauplatze. Jede D. soll 1089 Mann stark sein u. hat 1 Stabsoffizier an der Spitze. Bekleidung: grauer Kaftan u. Schirmmütze mit Kreuz als Emblem; Bewaffnung: Bajonnetslinie u. Beil od. Schaufel. Mit Ausnahme der Kaufleute, der Mennoniten u. Juden müssen alle Stände, welche Kopfsteuern zahlen, in das Corps eintreten, u. es fallen alle sonst privilegirten Ausnahmen weg. Die Stände aber, welche befreit sind, müssen entsprechende Geldbeiträge für das Corps zahlen. Die Grundbesitzer müssen das Corps ausrüsten u. auf 9 Monate verpflegen. Die Offiziere werden durch die Grundbesitzer, verabschiedete Offiziere u. auch durch Civilangestellte gebildet. Die Mannschaften müssen im Alter von 20–45 Jahren stehen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 351.
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