Flußspath [1]

[397] Flußspath (Flußsaurer Kalk, Octaëdrisches Flußhaloid, Fluß), Mineral, krystallisirt vorzugsweise in Würfeln, doch auch in Octaëdern, Pyramidenwürfeln u.a. tesseralen Formen; die Krystalle sind einzeln aufgewachsen od. zu Drusen vereinigt; auch derb, in stänglichen u. körnigen Massen, zuweilen dicht u. erdig; vollkommen spaltbar nach den Flächen des Oetaëders, glasglänzend, sehr verschieden gefärbt, farblos u. wasserhell, weingelb, violblgu, honiggelb, smaragd- bis lauchgrün, zuweilen dichroitisch. Manche Arten phosphoresciren in der Hitze (Chlorophan), einige schon, wenn sie in der Hand erwärmt werden. Man unterscheidet: a) Gemeiner F. (späthiger Fluß, geformter F.), Krystalle deutlich ausgebildet, glasglänzend, auch stänglich abgesondert (stänglicher F.) od. schalig u. körnig (schaliger, körniger F.); b) Dichter F. (Dichter Fluß, Flußstein), ist derb, mit flachmuscheligem Bruch, durchscheinend, mattlicht gefärbt, zuweilen gefleckt u. geflammt, ähnlich dem Hornstein; c) Flußerde (Erdiger Fluß, Erdiger F.), erdig, gls Überzug od. auf eigenen Gängen. Ein Gemeng von blauem erdigem F. mit Mergel ist der Ratofkit vom Bache Rakowka im Gouvernement Moskau. Der F. kommt sehr häufig vor, in Begleitung mancher Erze auf Gängen, als Gemengtheil mancher Gebirgsarten, bes. einiger Granite u. Porphyre, zuweilen bildet er selbständige Gänge im Gebirg, so bei Freiberg, Stollberg am Harz u. Steinbach in Meiningen. Vorzugsweise wendet man den F. als Flußmittel bei metallurgischen Processen an, ferner zur Darstellung der Flußsäure (Flußspathsäure, Fluorwasserstoffsäure), zum Ätzen des Glases, zur Bereitung mancher Glasuren u. Email. In England werden die schön gefärbten Varietäten zu Vasen u. allerhand Ornamenten (Spar-ornaments) geschliffen. Die Vasa murrhina der Alten waren wahrscheinlich auch aus F. gefertigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 397.
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