Formosanische Sprache

[423] Formosanische Sprache, zerfällt in mehrere, unter einander sehr abweichende Dialekte, von denen bisher nur der Sideische u. der Favorlangsche etwas bekannt worden sind. Sie gehört zu dem Malaiischen Sprachstamm u. steht den Sprachen der Philippinen, namentlich dem Tagalischen (s.d.), am nächsten. Sie hat einen doppelten Artikel: ta vor Nom. propr. u. ja (a) vor Substantiven. Die Substantiva u. Adjectiva sind indeclinabel, nur wird der Plural zuweilen durch (ganze od. theilweise) Verdoppelung des Wortes ausgedrückt, z.B. sisjiem Plur. von sjiem Kind, romaroman Plur. von roman ein anderer. Eigentliche Adjectiva gibt es wenig, sie werden meistens durch Verba ausgedrückt. Letztere haben verschiedene Formen, je nachdem sie Intransitiva od. Transitiva sind; Intransitiva werden durch ein vorgesetztes ma, Transitiva durch ein, nach dem Anfangsconsonanten infigirtes um gebildet, z.B. madirdir zittern, dummirdir schütteln. Diese Formen gelten als Präsens, davon wird das Präteritum durch ein nach dem Anfangsconsonanten eingeschobenes in, das Futurum durch Reduplication gebildet: minadirdir ich zitterte, dsinummirdir ich schüttelte, mamadirdir ich werde zittern, tadummirdir ich werde schütteln. Es gibt ein dreifaches Passivum, je nachdem der Gegenstand, der Ort od. das Werkzeug der Handlung als Subject des Satzes erscheinen soll. Der Anfang des Vaterunsers lautet (im Favorlang): namoa tamau tamasea paija de busum, ipadassa joa naan, d.h.: Unser Vater seiend oben im Himmel, geheiligt werde dein Name. Vgl. Wörterbuch von Happart, Batavia 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 423.
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