Formōsa

[422] Formōsa, 1) (von den Chinesen Thai-wan genannt), Insel im Chinesischen Meere (Südostasien), südöstlich von der chinesischen Provinz Fu-kiang, von dieser durch die Formosastraße getrennt, 1062 QM. Flächenraum, 53 Meilen lang, 15–16 Ml. breit; wird in ihrer Mitte von einer von N. nach S. gehenden Gebirgskette (Ta-chan, von vulkanischer Beschaffenheit, bis zu 10,000 Fuß hohe, fortwährend mit Schnee bedeckte Gipfel) durchschnitten. Zahlreiche Flüsse; Klima heiß, häufige Erdbeben; Boden fruchtbar; Producte: Reis, Mais, Hülsenfrüchte, Gemüse, Bataten, Zucker, Wein, Ananas, Orangen u. zahlreiche andere Südfrüchte, [422] Thee, Aloë, Gewürze, Campher, Waldbäume; Ochsen, Büffel, Affen, Schuppenthiere, Paradiesvögel u.a. Geflügel, Fische; an edlen Mineralien: Kupfer, Schwefel. Der westliche Theil der Insel, welcher mehrere gute Häfen hat, steht unter der Oberhoheit von China, hat aber noch eigne Verfassung, Gebräuche u. Religion; die Ureinwohner (ihrer Körperbeschaffenheit nach von den Australnegern [Papuas] abstammend, ihrer Sprache nach malaiischen Ursprungs, s. Formosanische Sprache) sind hier theilweis von den Chinesen verdrängt, während sie den östlichen Theil noch in unabhängigem Besitz halten. Die Gesammtzahl der Einwohner mag sich auf 2 Millionen belaufen, worunter über 50,000 Chinesen; Hauptstadt des chinesischen Theils: Thai-wan-su; außerdem noch mehrere chinesische Garnisonsorte. – Auf F., den Chinesen schon lange gehörig, hatten sich mit der Zeit Japanesen niedergelassen; von diesen erhielten die Holländer Land an der Küste zur Ausbesserung ih rer Schiffe eingeräumt. Diese vertrieben um 1640 die Japanesen u. gründeten auf der Südseite der Insel bei Tai-wan-fu das Fort Zelandia. Das chinesische Gouvernement räumte ihnen den Besitz ein, aber 1659 empörten sich die chinesischen Einwohner gegen die Holländer, weil diese dem Seeräuber Koksing wehren wollten, von den Einwohnern auf F. Abgaben zu erheben. Der Kampf dauerte bis 1662, wo endlich Loyet, der Commandeur in Zelandia, mit Koksing capitulirte u. die Holländer F. verließen. 1683 wurde F. durch den Vicekönig von Fukiang unterworfen u. dem Chinesischen Reiche einverleibt. 1788 machten die Einwohner einen Aufstand gegen die Mandarinen, u. als der Vicekönig von Fukiang in Folge dessen die Bewohner in grausamer Weise verfolgte, so brach ein allgemeiner Aufstand los, welcher nur durch Geld beschwichtigt wurde. Zu Anfang des 19. Jahrh. war F. wieder der Tummelplatz der Seeräuber unter Tschingyi u. Pao. Die Insel, wichtig in mercantilischer Beziehung, da sie dem Hauptdistrict des Schwarzen Thees gegenüberliegt, ist in neuester Zeit ein Hauptgegenstand der Niederlassung der Engländer geworden. 2) Berg auf der Südwestküste der Halbinsel Malacca (Hinterindien, Südasien); 3) Fluß, der in die Bai von Benin (Westküste Afrika's) mündet u. wahrscheinlich eine der Mündungen des Niger ist; 4) die nördlichste u. bevölkertste Insel der Bissago- (Bidschuga-) Gruppe an der Küste von Senegambien (nordwestliches Afrika); 5) Cap an der Mündung des Niger; 6) Bai an der Ostküste Afrika's, Mündung des Quilimani; 7) Bucht an der Küste der brasilianischen Provinz Rio-Grande, südlich vom Cap St. Roch; 8) Marktflecken in der sicilischen Provinz u. südöstlich bei Trapani; 4000 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 422-423.
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