Malacca

[765] Malacca, 1) eine schmale, langgestreckte Hälbinsel, welche den südlichsten Theil Hinterindiens bildet, auf 2800 QM. etwa 1 Mill. Ew. zählt, im Norden durch die Landenge Kraw mit dem übrigen Hinterindien zusammenhängt, gegen Osten von dem Golf von Siam, gegen Westen theils vom Bengalischen Golf, theils von der Straße von M. begrenzt wird, welche letztere die Halbinsel von Sumatra scheidet, viele Inseln enthält u. an ihrer schmälsten Stelle nur 9 Meilen, an ihrer weitesten 55 Meilen breitest. Die ganze Länge der Halbinsel beträgt 162 Meilen, die Breite schwankt zwischen 15–43 Meilen. Eine Gebirgskette, welche eine Fortsetzung der Gebirge Siams bildet, läuft mitten hindurch bis zu den südlichsten Spitzen der Halbinsel, den Caps Romania u. Büro; als Gipfel werden Gunong Rumbo u. Gunong Ledang (bis 7000 Fuß) genannt. Zahlreiche Küstenflüsse fließen von dem Gebirge nach dein Meere herab; im Innern gibt es viele Moräste u. Urwälder. Das Klima ist heiß u. im Innern ungesund; an den Küsten jedoch, wo die Hitze durch Seewinde abgekühlt wird, herrscht ewiger Frühling. Alle Gewächse Indiens u. der Philippinen gedeihen u. N Überfluß, wie Teakholz, Cocos- u. Brodfrüchte, Sandelholz, Sagopalmen, Ebenholz, Benzoe, Pfeffer u.a. Gewürze etc,; Elephanten, Tiger, Büffel, Affen, Wildschweine leben im Innern des Landes; von zahmen Thieren gibt es viel Schweine u. Federvieh, aber nur wenig Rindvieh. Gold u. Silber ist reichlich vorhanden, wird aber wenig ausgebeutet; dagegen geht das Zinn, welches zu dem feinsten gehört, namentlich nach China; auch Salz u. Antimon sind Ausfuhrartikel. Die Einwohner sind Malaien (s.d.), welche Ackerbau, Fischerei, Schifffahrt (früher auch Seeräubern) treiben, aus Sumatra einwanderten u. sich zum Islam bekennen. Im Innern (im Fürstenthum Queda) finden sich die Orang Samang, jedoch nur in geringer Anzahl, welche noch im Zustande der Wildheit leben, Negriten sind u. für die Reste der Urbevölkerung gelten können; die Orang Benna od. Orang Jakong (im innern Staate Rumbo) sind jedoch malaiischen Stammes, nur daß sie den Islam nicht annahmen u. deshalb auf einer niedrigeren Stufe der Civilisation stehen geblieben[765] sind Eine sehr gemischte Bevölkerung haben die britischen Niederlassungen Malacca (s. unt.) u. Singapore. Außer diesenbeiden britischen Gebietenbestehen aufder Halbinsel 11 einzelne Staaten, welche von Sultanen regiert werden u. theils unabhängig, theils Siam tributpflichtig sind. Zu ersteren gehören: a) Dschohor od. Johore, das Südende u. einen Theil der Ostseite der Halbinsel, sowie alle Inseln zwischen der Halbinsel u. Borneo nebst den tributären Staat b) Pahang umfassend; c) Pirak u. d) Salangore im nördlichen Theile der westlichen Hälfte; e) Rumbo od. Rimbau, der einzige centrale Staat in den Gebirgen des Innern; den Siamesen tributpflichtig sind die Sultane von f) Ligor, g) Bondelon, h) Patani, i) Kalantan, k) Tringano u. l) Queda (erst 1822 von den Siamesen unterworfen). 2) Britisches Gebiet, ein Theil der sogenannten Strait Settlements der Briten in Ostindien (Pulo Penang, Wellesley Province, Malacca u. Singapore, zusammen 74 QM. mit 202,540 Ew.), die früher der. Präsidentschaft Bengalen, seit 1851 aber als eigenes Gouvernement (mit dem Hauptort Georgetown auf Pulo Penang) der anglo-indischen Generalregierung untergeordnet sind, zwischen den Staaten Rumbo u. Johore an der Straße von M. gelegen; etwa 46 QM. mit 54,021 Ew.; fruchtbar an Reis, Sago, Pfeffer, Bauholz, Federvieh, Rindvieh, vielen Feld- u. Gartenfrüchten, guten Fischen u. Zinn; 3) die Hauptstadt des Districts mit 20,000 Ew.; einst die Hauptstadt des gleichnamigen Malaiischen Reichs, befestigt, durcheinen Fluß in zwei Theile getheilt, von denen der eine die eigentliche Stadt mit den Bazars, der andere außer den Baracken für das Militär, das Stadthaus, eine Kirche, verschiedene Amtsgebäude, sowie auf dem Hügel St. Paul die Trümmer eines alten portugiesischen Forts u. der von Albuquerque erbauten Kirche, welche der Schauplatz des Wirkens u. der Wunder des St. Franz Xaver, des Apostels des Ostens, war; Hafen u. wichtiger Handel; für die Civilisation Ostasiens wichtiges anglo-chinesisches Collegium.– M. wurde 1509 von den Portugiesen unter Albuquerque genommen, kam 1642 an die Holländer u. 1795 an die Briten. Im Frieden von Amiens 1801 erhielten es die Holländer zurück, mußten es jedoch 1807 abermals den Briten überlassen. Diese behielten es jedoch nur bis 1818, wo es wieder an die Holländer zurückfiel, bis es Letztere 1824 endlich für immer tauschweise an die Engländer abtraten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 765-766.
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