Gelehrte Lebensart

[109] Gelehrte Lebensart, Gelehrte sind wegen ihrer sitzenden Lebensart u. wegen zu häufiger Geistesanstrengung u. Verabsäumung der nöthigen Rücksicht auf gehörige Verdauung u. die dem Körper wie dem Geist zu verstattende nächtliche Ruhe, einer anhaltenden Kränklichkeit unterworfen, welche in Schwäche der Verdauungsorgane u. Stockungen im Pfortadersysteme, mit widernatürlich gesteigerter Empfindlichkeit u. Reizbarkeit besteht u. in ihrer Entwickelung zu einem wirklichen Krankheitszustand als Hypochondrie, darum auch als Gelehrtenkrankheit, bekannt ist. Mäßigung in geistigen Beschäftigungen, sobald das Gefühl von Erschöpfung eintritt, Wechsel in denselben, so wie mit geistigen u. gemüthlichen Erholungen, eine möglich geregelte Lebensordnung, wobei auch dem Körper, was er zur Gesundheitserhaltung fordert, nicht versagt wird, sind die Grundzüge der Diät der Gelehrten, bei deren Beachtung erfahrungsmäßig Gelehrte vor andern Ständen zu hohem Alter gelangen. Vgl. Tissot, De valetudine literatorum, Par. 1766; Ackermann, Über die Krankheiten der Gelehrten, Nürnb. 1777.[109]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 109-110.
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