Herodŏtos

[285] Herodŏtos, 1) H. aus Halikarnassos, geb. um 484 v. Chr., von vornehmer Abkunft, bereiste seit seinem 27. Jahre Griechenland, Macedonien bis über den Ister u. Borysthenes hinaus, einen großen Theil Asiens, Ägypten, Libyen u. Kyrene. Nach seiner Rückkehr (vor 456) begann er seine Geschichte zu schreiben, verließ seine Vaterstadt u. siedelte erst nach Athen, dann 444 nach Thurii in Unteritalien über, wo er 408 v. Chr. starb. Er stellte das erste Muster einer Universalgeschichte unter den Griechen auf (daher Vater der Geschichte) in seiner im Jonischen Dialekt geschriebenen Geschichte, Ἱστορίαι, welche in 9 Büchern, nach den Musen genannt, einen Zeitraum von 320 Jahren, vom Lydierkönig Gyges bis zu den Persischen Kriegen (der Schlacht bei Mykale) herabgehen. Er soll sein Werk theilweise an den Olympischen Spielen u. auch an den Panathenäen in Athen vorgelesen haben. Ausgaben: die erste bei Aldus, Vened. 1502, Fol.; Hauptausgaben sind: von Wesseling, Amst. 1763, Fol.; von Schweighäuser, Straßb. u. Par. 1806, 6 Bde.; dazu Lexicon herodoteum, ebd. 1824 u. Lond. 1841; von Gaisford, Oxf. 1824 ff., 4 Bde. (abgedruckt Lpz. 1824); von Bähr, Lpz. 1832–1835, 4 Bde.; Müller, Par. 1844; Dietsch, Lpz. 1854; lateinisch von L. Valla, Vened. 1474; französisch von Larcher, Par. 1786, 2. Ausg. ebd. 1802, 9 Bde.; englisch mit Erklärungen von G. Rawlinson, H. Rawlinson u. G. Wilkinson, Lond. 1857 ff., 4 Bde.; deutsch von Goldhagen, Lemgo 1756; von Degen, Frkf. 1783, 6 Bde.; von Jakobi, Düsseld. 1799–1801, 3 Bde.; von F. Lange, Berl. 1810–13, 2. Aufl. Bresl. 1830, 2 Thle.; von Schöll, Stuttg. 1828–32, 11 Bde.; vgl. Creuzer, H. u. Thukydides, Lpz. 1798; Rennel, The geographical system of H., Lond. 1800, 2. Ausg. 1832, 2 Bde. (deutsch von Bredow, Altona 1802); Bobrik, Geographie des H., Königsberg 1838; Dahlmann, H. aus seinem Buche sein Leben, ebd. 1823; Heise, De Herodoti vita et itineribus, Berl. 1826; Hoffmeister, Sittlichreligiöse Lebensansicht des H., Essen 1832; Blum, H. u. Ktesias, die frühesten Geschichtsschreiber des Orients, Heidelb. 1836. Irrthümlich wird dem H. eine Lebensbeschreibung Homers beigelegt, sie ist ein späteres Werk u. wurde u.a. einzeln von Westermann in Biographi graeci minores (Braunschw. 1845) herausgegeben. 2) H. von Tarsos, Arzt in Rom, aus der Pneumatischen Schule, zu Trajans Zeit; er schr. ein Glossarium in Hippocratem, herausgeg. von Franz, Lpz. 1780.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 285.
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