Kapelliren

[289] Kapelliren (Capellatio), 1) (Kupelliren), das Abtreiben (s.d. 13) des Silbers (od. auch Goldes u. der Platina) in einer Kapelle u. die dadurch bewirkte Reinigung desselben von Blei u. anderen unedeln Metallen behufs der Erforschung seines Feingehaltes (Kapellenprobe). Sie beruht auf der Eigenschaft des Bleis, im Feuer nicht nur selbst zu verglasen, sondern auch andere Körper, bes. Metalle, in Glas u. Schlacken zu verwandeln. Man schmelzt in der durch Abäthmen völlig getrockneten, nochmals wohl durchglühten Kapelle das legirte Metall mit einer hinlänglichen Menge Blei (wenigstens 4mal so fiel[289] 16mal u. darüber aber, wenn Kupfer in dem Gemisch ist, wie bei Münzenprüfungen, nach Tabellen, die nach der Verschiedenheit der Löthigkeit des edeln Metalles, sich richten); das reine (od. doch nach seinem geringen Silbergehalte bekannte) Blei (Probirblei) wird nun zuerst in die Kapelle gebracht u. dieses unter der Muffel des Probirofens geschmolzen. Wenn es gehörig fließt (treibt), so wird das zu probirende, genau abgewogene Metall in Probirbleiblech od. reines Briefpapier gewickelt u. mit einer Zange, deren einer Arm die Form eines halben Mondes hat (Kapellenzange), behutsam auf das fließende Blei in der Mitte aufgelegt. Man fängt nun das Abtreiben mit einer starken Hitze an (man thut ihm heiß); wenn sich nun auf dem, eine helle glänzende Oberfläche bildenden Blei Bleiglas erzeugt u. abfließend in eine wellenförmige Bewegung geräth, von der Kapelle aber eingesogen wird, dabei ein zarter Rauch im Innern der Muffel sich erhebt: so vermindert man die Hitze wieder (thut ihm kalt) so lange, bis auf den immer in Fluß bleibenden Blei verschiedene Farben zu spielen anfangen, auch die Figur kugelförmig wird; nun thut man ihm wieder heiß. Zuletzt tritt das Silber mit seiner reinen Farbe hervor (Silberblick), u. nun wird die Kapelle langsam abgekühlt, u. nach völligem Erkalten das Silberkorn von der Kapelle abgelöst, mit einer Kratzbürste abgeputzt u. gewogen. Die Kapellenprobe gibt den Silbergehalt stets etwas zu niedrig an, da ein Theil des Silbers sich verflüchtigt. 2) Vorbereitung der zu färbenden Seide. Jeder Strähn wird vor dem Auskochen auf das Kapellirholz (einen glatten runden Arm an einer Stange, die selbst mit ihrem Fuße an einem Tisch angeschraubt ist) gespannt; die Gebinde in den Strähnen werden auseinander gezogen, die Anfänge der langen Fäden der Gebunde aufgesucht u. gebunden u. umwunden, damit sie sich nicht verwirren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 289-290.
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