Karthäuser

[347] Karthäuser, Mönchsorden, gestiftet 1086 in der Einöde la Charteuse (die Karthause) bei Gre noble, von St. Bruno von Köln, für Betrachtung, Gebet, Schweigen u. Handarbeit, bes. Abschreiben von Büchern zum Verkauf, um von dem Ertrag zu leben; 1170 vom Papst als neuer Orden bestätigt, nachdem er erst 1134 von seinem Prior Guigo ein geschriebenes Gesetz (Consuetudines Cartusiae, Statuta Guigonis), erhalten hatte (später öfters modificirt). Jeder Bruder wohnt u. arbeitet in seiner Laura, kocht auch sein Mahl selbst, außer an Tagen gemeinschaftlichen Essens; sie hatten ringsumher ihren eigenen Boden ununterbrochen liegen, also gleichsam ein Weichbild, dessen Grenze der Prior ohne höchste Noth od. specielle Erlaubniß der Obern nicht überschreiten durfte. Diese Grenze nannte man Klosterschranken. Innerhalb derselben war ein Raum mit Pfählen abgesteckt u. wurde die Mönchsschranke (Clausur) genannt, weil kein Mönch ohne specielle Erlaubniß ihn überschreiten durfte, u. darauf auch die Karthäuser ihre gesellschaftlichen Spaziergänge (Espacimens, Spaelamenta) beschränken mußten. Vor allen Mönchsorden durch seinen innern Frieden ausgezeichnet, spaltete er sich nur einmal 1378 in zwei Parteien, von denen jede einem der gleichzeitigen Päpste anhing, 1410 sammelten sie sich wieder unter dem Generalat des Sachsen Johann von Greifenberg. Während dieser Spaltung war der Orden eximirt worden u. erhielt 1420 Zehntfreiheit für seine Ländereien Zu Anfang des 18. Jahrh. zählte er in 16 Provinzen 168 Klöster mit 1864 Mitgliedern, wovon jetzt kaum noch 1/16 in Italien, Schweiz u. Frankreich besteht, aber sehr geachtet ist. Tracht: härenes Hemd mit Gürtelstrick (Lombar) auf bloßem Leib, ein fergener Rock, darüber ein weißer Tuchrock mit Gürtel von Leder od. hänfenen Stricken, ein Scapulir in Form einer Gugel, woran die weiße Kapuze befestigt ist, Vorder- u. Hinterblatt über die Lenden durch einen breiten Streifen verbunden, im Chor darüber einen Kapuzmantel, beim Ausgehen einen schwarzen Chorrock (Cappa). Die[347] sehr streng gehaltenen Laienbrüder tragen den Rock lang u. weiß, darüber ein Chaperon (kürzeres Scapulier mit Kapuze), weißen Gürtel, beim Ausgehen darüber eine graue od. braune Kutte; einen kurzen Bart. Eine zweite, später wieder abgeschaffte Art von Laienbrüdern, Donati (Redditi, les Rendus) legte keine Gelübde ab, trug graue od. kastanienbraune Röcke bis übers Knie u. ein noch kürzeres Chaperon von gleicher Farbe. Beide Arten betreiben auch alle mögliche Handwerke in eigenen Localen innerhalb der Klosterschranken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 347-348.
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