Meßtisch

[174] Meßtisch, ein im Jahre 1590 von Prätorius in Altdorf bei Nürnberg erfundener, seitdem aber wesentlich veränderter u. verbesserter Apparat für Feldmessungen. Das Meßtischgestelle muß sich auf jeder Art geneigtem Boden leicht u. doch fest u. sicher aufstellen lassen, u. es sind hierzu die drei Beine desselben mit eisernen Schuhen versehen. Jedes Bein läuft nach oben etwas stärker an, ist hier walzenförmig abgerundet u. paßt in eine ähnliche Vertiefung des Gestellkopfes, mit welchem es durch Charniere drehbar jedoch so verbunden ist, daß diese Drehung auch gehemmt werden kann. Das Meßtischblatt (Mensel) ist ein vorzüglich gearbeitetes Reißbret von etwa 2 Fuß Quadratseite, welches aus einem Rahmen u. mehren Schichten von rechteckigen gut ausgetrockneten Ahorn- od. Lindenholzplatten zusammengesetzt wird. Die Verbindung des Blattes mit dem Meßtischgestelle geschieht durch Schrauben, welche die untere Seite der Mensel vermittelst drei in Form eines gleichseitigen Dreiecks gestellter versenkter Schraubenmuttern, durch drei ebenso gestellt gebohrte Löcher mit einem dem Ende einer Trompete in Form u. Größe ähnlichen stark gearbeiteten Messingstück verbinden, welches inwendig kegelförmig ausgebohrt u. genau winkelrecht zu dieser Kegelachse an beiden Enden abgeschnitten auf einen hierzu genau passend gearbeiteten Messingkegel aufgesteckt wird, so daß sich nunmehr das Meßtischblatt wagerecht zur Achse dieses Kegels um diesen herum drehen, vermittelst eines Klemmringes aber auch feststellen läßt. Der Messingkegel steht senkrecht[174] auf einem dreiarmigen Fußgestelle, durch welches drei Schrauben hindurch gehen, die mit dem andern Ende auf einer Platte ruhen, welche auf der untern Seite in der oben angegebenen Weise mit den Meßtischbeinen verbunden ist u. die horizontale Stellung des Tisches erleichtern. Die Verbindung zwischen letzter Platte u. dem darüber gestellten Kegelfuße wird bewirkt durch eine metallene Nuß, die in eine Höhlung der Platte eingreift u. in dieser sich nach allen Seiten hin bewegen läßt. Sie bedingt die vertikale Stellung des Tisches u. läßt sich durch eine Schraube in jeder gewünschten Lage ebenfalls feststellen. Für den Gebrauch wird das Meßtischblatt mit starkem Papier beklebt, auf welchem die Aufnahme kartirt wird. Über die Anwendung des M-es s.u. Aufnehmen D). Zu militärischen Aufnahmen nach dem Coup d'oeil, bes. dem Crocquiren, benutzt man die Campagnemeusel (Planchet), sie besteht aus zwei länglichen viereckigen Bretern, welche durch Charniere zum Zusammenklappen eingerichtet sind. Auf ihrer Oberfläche sind gewöhnliches Pergament- od. Blechstreifen befestigt, unter die ein Blatt Papier beliebig untergeschoben werden kann. Diese Campagnemensel wird nun entweder an einem, mit einem Stachel zum Einstechen in die Erde versehenen starken Stock mittelst irgend einer Vorrichtung, welche dem Stativ ähnelt, befestigt, od. auf bequeme, erhabene Punkte, Baumstämme, Geländer u. dgl., od. auch nur auf die bloße Erde aufgelegt. Über den Gebrauch der Campagnemeusel s.u. Militärisches Aufnehmen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 174-175.
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