Melodrāma

[114] Melodrāma (gr.), Unterart des Singspiels, nach der Zahl der spielenden Personen auch Monodrama, wenn nur eine, u. Duodrama, wenn zwei Personen thätig sind, genannt, ist ein dramatisches Gedicht, das durch abwechselnd eintretende Musik unterbrochen wird. Von der Oper u. Operette unterscheidet es sich dadurch, daß die Personen nicht singen, sondern declamiren u. die Musik nur die Pausen ausfüllt. Der Inhalt ist meist ernst u. leidenschaftlich, die Form lyrisch u. der Stoff gewöhnlich (wenigstens ehedem) aus der Mythologie entlehnt. Die erste Idee zu dem M. gab I. I. Rousseau durch seinen Pygmalion; die eigentliche Erfindung ging aber von dem Schauspieler Brandes aus, welcher für seine Frau, die in der lyrischen Declamation sehr glänzte, eine brillante Partie zu haben wünschte u. nach Art des Pygmalion die Cantate Ariadne von Gerstenberg bearbeitete. Die Musik dazu setzte G. Benda u. wurde dadurch der Erfinder des musikalischen Theils des M. Ihr folgte Gotter's Medea, ebenfalls mit Bendas Begleitung, Ramlers Cephalus u. Prokris, Rambachs Theseus auf Kreta, Kaffka's Rosamunde u.a. Doch dauerte der allgemeine Beifall, welchen die M-n fanden, nicht lange, u. nur einzelne Schauspieler, die vorzüglich in der Declamation glänzen wollten, benutzten sie zu Gastdarstellungen. In neuerer Zeit haben mehrere Componisten angefangen, Gedichte, z.B. die Balladen von Schiller, melodramatisch zu bearbeiten, od. in Opern u. andern Schauspielen melodramatische Scenen einzuschieben. In erster Art zeichnen sich vorzüglich aus Bernhard Anselm Weber durch seinen Gang nach dem Eisenhammer u. Uber durch die Composition zur Ballade der Taucher; in letzter Art sind z.B. die Wolfschluchtscene im Freischütz u. einzelne Scenen in der Preciosa von Maria Weber behandelt. In neuster Zeit fanden die melodramatischen Scenen u. Dramen viel Glück in Frankreich, von wo dergleichen Stücke auch wieder in Deutschland einwanderten, z.B. die Waise u. der Mörder. Vgl. Eberhard, Über die M., in seinen neuen vermehrten Schriften, Halle 1788.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 114.
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