Osmium

[398] Osmium, Atomgewicht = 1250 (O = 100), 100 (H = 1), Chemisches Zeichen Os; ein von Thenard 1803 im Platinerz gleichzeitig mit dem Iridium entdecktes seltenes Metall. Findet sich mit Iridium verbunden als Osmiridium u. Iridosmium (s.d. b.) den Platinerzen beigemengt. Es ist im metallischen Zustande weiß, leicht pulverisirbar, bis jetzt noch nicht schmelzbar, nicht flüchtig; specifisches Gew. = 10,0. Verbindungen: A) Mit Sauerstoff verbindet sich das O. in fünf Verhältnissen: a) Osmiumoxydul = Os O, scheidet sich als Hydrat aus einer Auflösung von Kaliumosmiumchlorür mit Kalilauge ab; es ist dunkelgrün, fast schwarz, löst sich in Säuren unvollständig mit dunkelgrüner Farbe. b) Osmiumsesquioxydul = Os2O3, wird eine Auflösung von Osmiumsäure mit Ammoniak übersättigt u. die goldgelbe Flüssigkeit bis zu 40 bis 60° C. erhitzt, so scheidet sich unter Entwickelung von Stickstoffgas eine schwarzbraune beim Trocknen braunschwarze Verbindung vom Osmiumsesquioxydul, Ammoniak u. Wasser ab, u. kann auch durch Verdampfen der Flüssigkeit vollends erhalten werden; gibt beim Erhitzen Wasser, Stickstoff u. Metall; wird von Säuren in geringer Menge mit brauner Farbe, auch von Alkalien, ohne Abscheidung von Ammoniak, aufgelöst. c) Osmiumoxyd = OsO2, scheidet sich bei Vermischung einer Lösung von Kaliumosmiumchlorid mit kohlensaurem Kali aus, u. wird durch Säuren von Kali befreit, kann auch auf trocknem Wege, durch Erhitzen des Doppelchlorids mit kohlensaurem Natron erhalten werden; wird beim Erhitzen an der Luft in Osiumsäure verwandelt, durch Wasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur reducirt, von Säuren nicht gelöst; kann sich nur im Augenblicke der Entstehung mit Säuren zu Salzen verbinden. d) Osmige Säure, OsO3, ist nur in Verbindung mit Basen bekannt; bei dem Versuche, die Säure zu isoliren, zerfällt sie in Osmiumsäure u. Osmiumsesquioxydulhydrat; die Salze dieser Säure lassen sich im Allgemeinen durch Reduction der Osmiumsäuresalze darstellen. Zur Darstellung des osmigsauren Kalis gießt man in eine Auflösung von osmiumsaurem Kali einige Tropfen Alkohol; die Flüssigkeit erhitzt sich, entwickelt Aldehyd, färbt sich rosenroth u. setzt bald einen krystallinischen Niederschlag von osmigsaurem Kali ab. Das osmigsaure Kali ist rosenroth, löslich in Wasser, unlöslich in Alkohol u. Äther; es krystallisirt in Octaëdern; beim Kochen der Lösung zersetzt es sich fast augenblicklich. Beim Stehen an der Luft absorbirt die Lösung Sauerstoff u. verwandelt sich in eine Lösung von osmiumsaurem Kali = KO, OsO3 + 2HO. Wenn man Ammoniak in eine wässerige Lösung von osmigsaurem Kali gießt, so verliert sie augenblicklich ihre Farbe u. es scheidet sich Osmiamid, OsO2, NH2, aus. Gießt man zu der Lösung des osmigsauren Kalis Salmiaklösung, so entsteht sogleich ein citrongelber Niederschlag, welcher in einem Überschusse des Ammoniaksalzes vollkommen unlöslich ist. Er entspricht der Formel NH4Cl + OsO2NH2 u. läßt sich als eine Verbindung von Salmiak mit Osmiamid betrachten. Aus dieser Verbindung kann das O. sehr schön metallisch ausgeschieden werden. e) Osmiumsäure = OsO4, bildet sich beim Glühen der niederen Oxyde an der Luft, sowie des O-s in Sauerstoff; ist flüchtig u. sublimirt in langen farblosen Prismen; riecht höchst stechend u. durchdringend, schmeckt scharf brennend aber nicht sauer; schmilzt u. siedet weit unter 100° C., wird in der Wärme von Wasserstoffgas reducirt, von Wasser aufgelöst, auch von Äther u. Alkohol, in diesen aber nach einiger Zeit reducirt; wird aus der wässerigen Lösung durch viele organische Substanzen, auch durch Quecksilber u. leichte oxydirbare Metalle reducirt; ist so schwach, daß sie selbst die Kohlensäure nicht verdrängt; ihre Salze geben gelbe Auflösungen, die meisten verlieren die Osmiumsäure beim Erhitzen. Diese Säure kann sich mit Stickstoffosmium paaren u. die Osman- Osmiumsäure, OsO4, OsN bilden; sie entsteht durch Wechselwirkung von Ammoniak u. Osmiumsäure, das Kalisalz z.B. wenn man eine Lösung von Osmiumsäure in überschüssiger Kalilauge mit Ammoniak versetzt, wo es sich als gelbes krystallinisches Pulver abscheidet. Die freie Säure läßt sich in wässeriger Lösung erhalten. Zu ihrer Darstellung fällt man entweder aus einer Lösung des Barytsalzes den Bary durch Schwefelsäure od. man behandelt das noch feuchte Silbersalz mit Salzsäure. Nach dem Filtriren erhält man eine hellgelbe Lösung, die sich in verdünntem Zustande mehre Tage ohne Zersetzung aufbewahren läßt; ist die Lösung aber concentrirt, so bräunt sie sich u. zersetzt sich. Sie treibt Kohlensäure u. Salzsäure aus ihren Salzen aus. Metallisches Zink löst sich darin unter Gasentwickelung u. theilweiser Zersetzung der Säure. Säuren zersetzen sie in der Kälte nicht; in der Wärme aber erfolgt sehr bald Zerlegung. B) Mit Chlor. a) Osmiumchlorür = OsCl. Beim Erhitzen des O. in einem Strom von Chlorgas bilden sich zwei Verbindungen von verschiedener Flüchtigkeit an verschiedenen Stellen. Das wenige flüchtige Osmiumchlorür krystallisirt in zerfließlich dunkelgrünen Nadeln, löst sich in wenig Wasser mit schöner grüner Farbe, wird bei Verdünnung zersetzt, bildet mit anderen Chlorverbindungen Doppelchlorür. b) Das flüchtige Os miumchlorid = OsCl2, sublimirt in dunkelrothen Krystallen, zieht aus der Luft Feuchtigkeit an, gibt mit wenig Wasser eine gelbe Auflösung, wird durch mehr Wasser zersetzt. c) Kalium-Osmiumchlorid = KCl, OsCl2, wird erhalten durch Erhitzen eines Gemenges von Chlorkalium u. O. in Chlorgas, theils als mennigrothes Pulver, theils krystallisirt, löslich in Wasser, nicht in Weingeist. C) Mit Schwefel. Schweeflosmium, bildet sich beim Verbrennen des O. in Schwefeldampf u. durch Fällen der Chlorverbindungen mit Schwefelwasserstoff;[398] dunkel gelbbraune, bis schwarzbraun in Wasser etwas lösliche Verbindungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 398-399.
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