Pletho

[210] Pletho, Georgius Gemistos, nach gewöhnlicher Annahme geb. in Constantinopel, lebte in seiner Jugend in Adrianopel bei dem jüdischen Gelehrten Elifsäus u. dann im Peloponnes, namentlich in Mistra, wo er eine Art Schule hielt u. an verschiedenen Orten hohe richterliche Ämter verwaltete. Neben dem wissenschaftlichen Ansehen, welches er unter den Griechen besaß, nahm er auch als politischer Rathgeber der damaligen Despoten des Peloponnes (Manuel u. Theodor Paläologos) eine hervorragende Stellung ein, in deren Folge er nachmals auch zu dem Concil von Florenz (1439) zugezogen wurde. Sein Aufenthalt in Florenz wurde durch die Bekanntschaft mit Cosmus von Medici für die Verpflanzung altgriechischer Wissenschaft nach Italien u. nach dem Abendlande überhaupt, bes. für das Wiederaufleben der Platonischen Philosophie, wichtig, u. P. veranlaßte die spätere Gründung der Platonischen Akademie in Florenz. Er selbst schwärmte für Plato u. verachtete Aristoteles u. gab dadurch zu Streitigkeiten in vielfachen Schriften über beide Anlaß. Er st. 1452 od. 1455. Er schr. viel philosophische u. politische Schriften u. Abhandlungen u. huldigte namentlich in den ersteren polytheistischen Lehren, welche ihm vielfache Verfolgungen zuzogen. Er schr.: Über den Unterschied der platonischen u. aristotelischen Philosophie, griech., Ven. 1532, lat. von Donatus, ebd. 1540, von Henisch, Bas. 1574; Abriß der zoroastrischen u. platonischen Lehren, griech. u. latein. von V. H. Thryllitzsch, Wittenb. 1719; Vom Schicksal, herausgegeben von Reimarus, Leyd. 1722, u. Orelli mit Alexander Aphrodis.; Über die vier Cardinaltugenden, herausgeg. von Occo, Basel 1552; Περὶ τῶν μετὰ τὴν ἐν Μαντινείᾳ μάχην διάλεψις, griech., Ven. 1503, Fol., von H. G. Reichard, Lpz. 1770; Διόρϑωσις ἐνίων τῶν οὐκ ὀρϑῶς Στράβωνος λεγομένων, herausgegeben von Siebenkees in den Anecd. graec., Nürnb. 1791; Scholien zu Thukydides; Νόμων συγγραφή (die Wiedererweckung des Heidenthums gegen das Christenthum) kam erst nach seinem Tode heraus u. wurde vom Patriarchen Gennadios verdammt u. verbrannt; Fragmente, herausgegeben von C. Alexandre, mit französischer Übersetzung von A. Pellissier, Par. 1858. Zwei politische Reden u. Denkschriften P-s über den Peloponnes (aus dem Jahre 1415) gab Elissen im 4. Bde. der Analekten der Mittel- u. Neugriechischen Literatur heraus, Lpz. 1860.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 210.
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