Pubertät

[675] Pubertät (v. lat. Pubertas), der mit dem Eintritt in das Jugendleben erlangte Übergang zur Geschlechtsreife, d. i. zur Befähigung u. Fortpflanzung des Geschlechts. Beim Mädchen beginnt sie in unserm Klima um das 13. bis 14. Jahr, mit dem Eintritt der Menstruation (s.d.), u. endet mit dem 18. bis 22. Jahre, bis wohin der Körper so erkräftigt ist u. alle auf das Geschlechtsleben Bezug habende Entwickelungen so vollendet sind, daß die nun völlig gereifte Jungfrau ihrer Lebensbestimmung Mutter zu werden genügen kann. Beim männlichen Geschlecht tritt die P. meist etwas später, mit dem 15. od. 16. Jahre, ein, wenn die ersten Anregungen des Geschlechtstriebes die erfolgende Samenabsonderung andeuten, u. endet mit dem 21. bis 25. Jahre, wo ebenfalls erst die Zeugungskraft in voller Energie entwickelt ist u. der Körper die entsprechende vollendete Ausbildung erhalten hat. Von dem Eintritt der P. nach Römischem Rechte s. Alter 2) B). In heißen Klimaten tritt die P. früher, beim weiblichen Geschlecht schon mit dem 8. bis 10. Jahre, beim männlichen mit dem 10. bis 12. Jahre ein. Durch reizende kräftige Nahrung, üppiges Leben, bes. auch durch Richtung der Phantasie auf Genüsse, welche erst durch die körperliche Entwickelung zu Gegenständen des Begehrens werden sollen, wird ebenfalls die Pubertätsentwicklung beschleunigt, in den meisten Fällen zum Nachtheil der Gesundheit u. der spätern Körperkräfte; bes. treten dann, aber auch häufig durch innere od. äußere Einflüsse, welche den langsamen, ruhigen u. geordneten Fortgang der P. während des Jugendlebens stören, Abnormitäten aller Art ein, welche man als Entwickelungskrankheiten (s.d.) bezeichnet. Die gewöhnlichsten äußern Andeutungen der eintretenden u. sich ausbildenden P. sind die hervorbrechenden Schamhaare bei beiden Geschlechtern, beim männlichen etwas später die des Bartes, anfänglich des Milchbarts, ferner die vollkommene Ausbildung der äußern Genitalien, denen parallel auch die der innern vorwärts schreitet; beim weiblichen Geschlecht, gleichzeitig mit der regelmäßigen Erscheinung der Menstruation, die Ausbildung des Busens, beim männlichen eine Vergrößerung des Kehlkopfs, Erweiterung der Stimmritze u. eine entsprechende Veränderung der Bänder derselben, welche eine, gewöhnlich in dem Zeitraum weniger Wochen sich bildende Veränderung der Stimme zur Folge hat (s. u. Stimme). Außerdem hat aber auch die P. eine Vollendung des ganzen Körpers, wodurch eben dieser zu einem jugendlichen wird, gleichzeitig u. der körperlichen Entwickelung entsprechend, aber auch eine Umänderung des ganzen Charakters, welcher nun der bezeichnende der Jugend (s.d.) wird, zur Begleitung. Vgl. Geschlecht 7).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 675.
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