Rapperswyl

[824] Rapperswyl (Rapperschwyl), Stadt u. Kreisort im Seebezirk des Schweizercantons St. Gallen, auf einer in den Zürichersee vortretenden Halbinsel, an der Eisenbahn zwischen Zürich u. Wesen; Schloß, Kapuzinerkloster, Armenhaus, Post, Telegraphenbüreau, Spinnerei, Bleiche, Rothfärberei, Tuchfabrik, Fourniersägemühlen; 1960 Ew. Über den See führt eine 4800 Fuß lange hölzerne Brücke ohne Geländer, 1350 zuerst, 1818 u. 19 neu erbaut, an deren Stelle ein Chausseedamm treten soll. – Das Schloß Alt-R. soll von St. Rupert, Herzog von Schwaben, um 680 gegründet u. nach ihm genannt worden sein. Die Herren von R. erscheinen schon in der Mitte des 10. Jahrh., sie waren Vögte von Einsiedeln; Gründer von Neu-R. soll Rudolf um 1090 gewesen sein, dessen Sohn Ulrich zuerst urkundlich 1114 genannt wird; Ulrichs Enkel Rudolf wird seit 1232 Graf genannt. Rudolfs Sohn starb 1284 kinderlos, u. somit erlosch der Stamm der Grafen von R. Am Hofe der Grafen von R. blühte auch der Minnegesang u. es sind noch drei Lieder eines Marschal Albrecht von R. übrig (in Bodmers Proben u. v. d. Hagens Minnesängern abgedruckt). Seit 1296 gehörte die Burg R. den Grafen von Habsburg; weil sich dieselben an der Züricher Mordnacht betheiligt hatten, so nahmen die Züricher die Burg 1350 ein u. zerstörten sie. 1354 baute Herzog Albrecht von Österreich, welcher die Burg mit Besitzungen erkauft hatte, dieselbe wieder auf. 1414 wurde R. fast 8 Monate lang von den Schweizern belagert, trat 1458 in eidgenössischen Schutz u. bildete bis zum Eintritt in die helvetische Verfassung einen eigenen Staat. 1712 bemächtigten sich die Berner u. Züricher R-s u. unter deren Schutz blieb es im Vergleich zu Aarau u. bekam seine von den alten Grafen erhaltenen, aber durch die vorige Schutzherrschaft sehr geschmälerten Privilegien wieder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 824.
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