Rum [3]

[448] Rum, destillirtes geistiges Getränk, welches aus einer sehr zuckerhaltigen Masse bereitet wird. Vorzüglichbenutzt man dazu den Saft des Zuckerrohrs u. die bei der Zuckerbereitung gewonnenen Abgänge, Melasse u. Syrup. Den frisch gepreßten Saft des Zuckerrohrs läßt man in geistige Gährung übergehen, welches sehr schnell u. ohne einen Zusatz geschieht u. wodurch man den Rohrwein gewinnt; diesen zieht man wiederholt ab u. bekommt den feinsten R., welcher einen eigenthümlichen angenehmen Geruch u. Geschmack hat. Tasia heißt der aus Melasse, Syrupabgängen u. dgl. bereitete, indem man die Melasse u. den Syrup mit Wasser verdünnt, durch Hinzusetzung von Rohrweinhefe zur Gährung bringt u. dann abzieht: er hat meistens einen etwas brenzlichen Geschmack, u. ihm fehlt der balsamische Geruch der erst genannten Art. Auch bereitet man R. aus fertigem Rohrzucker, welchen man wieder in Wasser auflöst. Je reiner der Zucker ist, desto seiner wird der Geschmack dieses R-s, aber der balsamische Geruch der erst genannten Art geht ihm ab. Man bereitet den R. bes. in Ost- u. Westindien; doch zieht man den letztern vor, u. vorzüglich ist der Jamaika-Rum hoch geschätzt; der R. vom Festlande Amerikas hat geringern Werth, als der von den westindischen Inseln. Der erste R.[448] aus dem gegohrnen Safte des Zuckerrohrs bereitet, ist schwächer als Arak u. stärker als Cognac; je älter desto besser ist er. Die Farbe des R-s ist blaßgelb, hochgelb od. goldgelb, doch ist sie kein wesentliches Zeichen von der Güte des R-s. Die Güte des R-s erkennt man an dem balsamischen Geruch, dem lieblichen Geschmack u. dem Alkoholgehalt; letzter muß nach der Richterschen Scala 42–45, nach der Trallesschen 58–61 Grad betragen. Wenn man guten R. auf der Hand reibt u. dadurch verflüchtiget, so bleibt kein fuseliger Geruch zurück. Echter R. hinterläßt ferner einen geringen extractartigen Überzug, welcher in Wasser gelöst mit Eisensalzen geschwärzt wird. Künstlicher M. wird dargestellt durch Digestion von Cognac mit Glanzruß u. Weingeist, aus verdünntem Zuckersyrup, welcher mit Hefe angestellt u. nach 3–4 Tagen destillirt wird, durch Vermischung echten alten R-s mit dem vier- bis fünffachen Volumen 70–80° Weingeist u. Zusatz von etwas Eisenrindentinctur. In England unterscheidet man beim Rumhandel Overproof, welcher mehr als den gewöhnlichen Alkoholgehalt hat, u. Uncharged, welcher gerade die Probe hält. Meist wird der R. nach Oxhoften verkauft, in Amerika u. England nach Gallons, in Amsterdam, Bremen u. Hamburg nach 30 Vierteln. Man trinkt den R. allein, od. in Thee u. Kaffee u. braucht ihn zum Punsch, Grog u. zum Einmachen der Früchte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 448-449.
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