Servĭus

[904] Servĭus, 1) S. Tullius, lebte nach Einigen in der Jugend als Sohn einer Sklavin im Hause des römischen Königs Tarquinius Priscus, u. da einst beim Schlafen ihm ein Feuerschein auf dem Kopf leuchtete, erkannte die Königin Tanaquil darin ein Zeichen seiner einstigen Größe, fing an dem Knaben eine sorgfältige Erziehung geben zu lassen u. verheirathete später ihre Tochter an ihn. Nach Anderen war er aus der latinischen Stadt Corniculum, Sohn eines vornehmen Mannes u. einer Sklavin Ocrisia, u. kam nachher in das ihm verwandte königliche Haus nach Rom; noch Andere lassen ihn unter dem Namen Mastarna aus Etrurien mit einem großen Anhang einwandern u. in Rom erst den römischen Namen annehmen. Nachdem Tarquinius ermordet worden war, wurde S. König von Rom u. regierte 578–534 v. Chr., s. Rom S. 275. Er war Erneuerer u. Ausbilder des römischen Cultus, der Urheber u. Geber der Servischen Verfassung (s. Rom S. 268 u. 275) u. der Erbauer der Servischen Mauer um Rom, s.d. S. 242. 2) S. Clodius (Claudius), römischer Grammatiker u. Schwiegersohn des L. Älius; er hatte eine Schrift seines Schwiegervaters für die seinige ausgegeben, u. als dies entdeckt wurde, verließ er Rom u. st. 50 v. Chr. in der Einsamkeit. Seine Bibliothek erbte L. Papirius Pätus, welche dieser dem Cicero schenkte. 3) S. Maurus Honoratus, römischer Grammatiker unter Theodosius u. Honorius (nach And. unter Valentinianus); er lehrte Grammatik u. Rhetorik in Rom u. schr.: Commentar über Virgilius, welcher außer vielen geschichtlichen, mythologischen u. antiquarischen Notizen auch zahlreiche Fragmente jetzt verlorener Schriftsteller enthält u. im Mittelalter viel benutzt wurde, aber jetzt nur noch sehr verstümmelt u. interpolirt vorhanden ist; herausgeg. zuerst, ohne den Text des Virgil, Vened. 1471, Fol., u.ö., zuletzt von G. A. Lion, Gött. 1826, 2 Bde., mit dem Texte Rom 1470 u. in mehren Ausgaben; ihm werden ferner beigelegt: In secundam Donati editionem interpretatio, De ratione ultimarum syllabarum, Centimetrum de accentibus, in der Gothofredischen u. Putscheschen Sammlung römischer Grammatiker; diese grammatischen Schriften sind auch einzeln erschienen, z.B. das Centimetrum von Santen, Leyd. 1788, von Klein, Cobl. 1825, von Th. Gaisford, Oxf. 1837; De accentibus, Wien 1836.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 904.
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