Sirocco

[142] Sirocco (Sciroco, ital.), ein drückend heißer, heftigen Schweiß u. außerordentliche Ermattung erregender, sehr austrocknender Südostwind, welcher, von der afrikanischen Küste herkommend, bes. im Frühling, bisweilen auch im Herbst, in Sicilien, Unteritalien, auf Malta u. in geringerem Grade auch noch auf den Ionischen Inseln weht. Er dauert in größerer Heftigkeit ungefähr 36 bis 40 Stunden, in minderer Stärke (oft kaum merklich) bisweilen 14 bis 20 Tage. Man verwahrt sich gegen ihn dadurch, daß man sogleich beim Beginn Thüren u. Fenster möglich fest verschließt u. dieselben mit nassen, öfters wieder angefeuchteten Tüchern behängt u. dann so wenig als möglich die Gebäude verläßt. Die Eingebornen sind durch eine eigenthümliche Empfindlichkeit im Stande die Annäherung des S. schon mehre Stunden vorher zu bestimmen. Obgleich er Gras u. andere Gewächse förmlich versengt u. auch auf das thierische Leben im Allgemeinen höchst nachtheilig einwirkt, so wird er doch den Menschen nur in seltenen Fällen tödtlich; auf Barometer u. Thermometer übt er einen verhältnißmäßig nur höchst unbedeutenden Einfluß aus. Man hält den S. für einen zersprengten, durch seinen Weg[142] aber das Mittelmeer gemilderten Samum (s.d.). Ähnlich dem S., aber weniger heftig als dieser, ist in Spanien der Solano.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 142-143.
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