Tertulliānus

[395] Tertulliānus 1) Quintus Septimius Florens T., der Sohn eines römischen Hauptmanns, geb. um 160 n. Chr. in Carthago, studirte die Wissenschaften, bes. die Rechtsgelehrsamkeit, u. bekannte sich seiner philosophischen Richtung nach zur Stoischen Schule; er ging später zum Christenthum über, wurde Presbyter zu Carthago u. wendete sich, von seinem sittlichen Rigorismus getrieben u. aus Unwillen über die Laxheit in der Bußdisciplin in der Kirche, um 202 zum Montanismus u. stand an der Spitze der Montanisten in Afrika, welche nach ihm Tertullianisten genannt wurden. Er starb zwischen 220 u. 240. Sehr gelehrt, originell u. witzig, aber schroff u. excentrisch, war er der erste christliche Schriftsteller in Lateinischer Sprache u. bis zu Augustinus galt sein Ansehen in der Lateinischen, bes. Carthagischen Kirche sehr viel, wogegen ihn die Römische Kirche, obgleich er der gewaltigste Vorkämpfer der katholischen Orthodoxie gegen die Gnostiker war, weder canonisirt, noch unter die eigentlichen Patres ecclesiastici aufgenommen hat. Seine Schriften zerfallen in: A) Katholische, d.h. solche, worin er das orthodoxe Christenthum gegen Un- u. Irrgläubige vertheidigt, u. diese in: a) apolegellsche Schriften: Apologeticus (sein berühmtestes Werk, durch Severus' Grausamkeit veranlaßt u. gegen 198 zur Vertheidigung der Christen gegen die Vorwürfe der Heiden geschrieben, herausgegeben von Havercamp, Leyd. 1718; I. Ritter, Elberfeld 1827, übersetzt von I. F. Kleuker, Frankf. a. M. 1797); Adversus nationes (ähnlichen Inhalts mit dem vorigen); Adversus Scapulam (Proconsul in Afrika, Feind u. Verfolger der Christen, gegen 210 geschrieben); De testimonio animae (daß das Christenthum in dem Menschen begründet sei); Adversus Judaeos (daß Jesus der Messias sei); b) dogmatische u. polemische Schriften: De praescriptione haereticorum (von denen nur 45 Capitel echt, die andern 25 späteren Ursprungs sind, zum Theil übersetzt von Lessing in dem Theologischen Nachlaß eines Ungenannten, Wien 1797); Contra Marcionem (geschrieben um 208, Hauptschrift zur Kenntniß des Gnosticismus), Contra Hermogenem, Contra Valentinianos, Contra Praxeam; De baptismo, De anima, De carne- Christi, De resurrectione carnis; c) ascetischmoralische Schriften: De oratione, De spectaculis, De idololatria, Ad uxorem (sein Testament), De poenitentia, De patientia, Ad martyres; B) Antikatholische, worin er die montanistischen Ansichten gegen die katholischen Sitten vertheidigt: De pudicitia, De monogamia, De exhortatione castitatis, De habitu muliebri et cultu feminarum, De jejuniis; De virginibus velandis, De corona militis, De pallio (herausgegeben von Salmasius, Leyd. 1656) u. v. a. Sämmtliche Schriften herausgegeben von B. Rhenanus, Bas. 1521, Fol.; von Pamelius, Antw. 1579; von N. Rigaltius, Par. 1634, Ven. 1744; von Semler u. Schütz, Halle 1770–73, 6 Bde.; von Leopold (in Gersdorfs Bibliotheca patrum Latinorum selecta), Lpz. 1839–41, 4 Bde.; von Mique, Par. 1844; von Öhler, Lpz. 1853, 3 Bde. Vgl. P. Allix, De vita Tertulliani, Par. 1680; August Neander, Antignosticus, Berl. 1825; I. A. Nösselt, De aetate scriptorum Tertulliani, Halle 1757; Hesselberg, T-s Leben u. Schriften, Dorp. 1848; Kaye, Ecclesiastical history of the 2. and 3. centuries illustrated from the writings of T., Lond. 1845, 3. A. 1848. 2) (Tertyllus), römischer Rechtsgelehrter unter Septimus Severus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 395.
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