Theeröl

[464] Theeröl, durch rectificirende Destillation des Theers von Steinkohlen, Braunkohlen, bituminösen Schiefern u. Torf gewonnene Flüssigkeit; dieselbe stellt ein Gemisch von verschiedenen flüchtigen Kohlenwasserstoffen dar, welche in dem Handel als Hydrocarbür, Photogen, Solaröl, Mineralöl, Schieferöl etc. vorkommen, über deren chemische Constitution jedoch genügende Kenntnisse noch fehlen. Sie sind dem Steinöl nahe verwandt, können durch wiederholte Destillation u. Reinigung dargestellt werden, sind jedoch meist gelblich od. bräunlich gefärbt, die farblosen färben sich häufig an der Luft in Folge eines geringen Gehaltes an Kreosot. Sie sind sehr dünnflüssig, haben einen mehr od. weniger unangenehmen Geruch u. ihr specifisches Gewicht ist meist geringer als das des wasserfreien Alkohols; sie sieden unter 100°, aber mit dem Abdampfen der flüchtigsten Theile steigt allmälig der Siedepunkt. Entzündet brennen sie mit weißer, leuchtender, rußender Flamme u. können in bes. dazu construirten Lampen gebrannt werden; doch erheischt ihre Anwendung Vorsicht, da sie schon bei gewöhnlicher Temperatur verdampfen u. der eutzündliche Dampf Veranlassung zu heftigen Explosionen geben kann. Wegen der außerordentlichen Leuchtkraft u. des niedrigen Preises dieser Öle werden dieselben in ausgedehntem Maße zur Beleuchtung von Straßen u. öffentlichen Plätzen, Fabriken u. Comtoirs, sowie zur Zimmerbeleuchtung angewendet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 464.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: