Todtenacker

[646] Todtenacker (Begräbnißplatz), der Platz, wo die Todten einer Gemeinde begraben werden. Im Alterthume waren die T. nicht gewöhnlich; man begrub damals die Leichen, wo ein Begraben stattfand, einzeln od. familienweise in einzeln gelegene Felsenhöhlen od. auch auf ebener Erde in Gräbern, so bei den Juden u. anderen Asiaten u. auch bei Völkern, welche ihre Todten verbrannten, wie bei den Römern, Griechen, Galliern, Etruskern Germanen etc. (vgl. Grab). Wo aber bei letztern Völkern die Leichen unverbrannt begraben wurden, gab es auch T., so in Athen die Gegend vor dem Isthmischen Thore, in Rom für Arme u. Sklaven am Esquilinus. Die Babylonier scheinen, obschon sie ihre Todten verbrannten, gemeinschaftliche Begräbnißplätze gehabt zu haben, wenigstens finden sich noch jetzt in den Ruinen von Babylon eine große Menge Urnen u. Cylinder von gebrannter Erde zusammen, in welchen Todtengebeine u. Asche angehäuft sind. Auch die Ägyptier hatten große Begräbnißstätten (Nekropolis, s.d.), wo die Mumien in Berghöhlen beigesetzt waren, deren noch jetzt in Theben (s.d.), Memphis u. an anderen Orten gefunden werden. Die ersten T. in jetzigem Sinne, wo die Todten in gewöhnliche Erde begraben wurden, kamen bei den Christen zur Zeit auf, wo sie nicht mehr verfolgt wurden, s.u. Gottesacker 2). Die T. der Juden liegen, wo es möglich[646] ist, in der Nähe der Synagoge, sonst aber vor der Stadt u. werden gewöhnlich auf drei Seiten mit Mauern, auf der vierten mit einem Graben umgeben Die T. der Muhammedaner liegen stets an der Straße, damit die Vorübergehenden für die Todten beten mögen. Sie gleichen großen Gärten, sind mit Büschen u. Bäumen bepflanzt, mit Kiosks besetzt u. dienen zu Spaziergängen u. Vergnügungsörtern. Auf den Grabsteinen ist oben der Turban des Todten abgebildet u. nach seiner Farbe bemalt. Die T. der Chinesen liegen auf Höhen u. sind mit Fichten, Cypressen od. einer Mauer umgeben. Die Gräber gleichen kleinen Häusern od. sind auch bloße Erdpyramiden. Mandarinen u. andere Vornehme haben vor ihrem Grabe eine weiß polirte Marmortafel, worauf ein Rauchfaß, zwei Blumentöpfe u. zwei Leuchter eingehauen sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 646-647.
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