Tudor

[921] Tudor (spr. Tjuhd'r), der Name einer Dynastie, welche nach dem Hause Plantagenet 1485–1603 den Thron von England (s.d. Gesch. X.) inne hatte; sie leitet ihren Ursprung bis auf Owen-ap-Merodith-ap-T. (nach Einigen so v.w. Owen Theodor), einem walisischen Edelmann, zurück, welcher der Königin Katharina, Wittwe Heinrichs V. von England, solche Liebe einflößte, daß sie ihn 1420 mit Bewilligung der Vormünder ihres Sohnes Heinrich VI., der Herzöge von Gloucester u. Bedfort, insgeheim heirathete, worauf man ihm den letzten britischen König Cadwallador als Ahn andichtete. Später, als Eduard IV. den Thron bestieg, ließ er T., weil er diese Verbindung ohne königliche Erlaubniß geschlossen hatte, in den Tower setzen, aber T. entkam u. wandte sich nun ganz dem Hause Lancaster zu; er wurde in der Schlacht von Mortimer Croß 1461 gefangen u. auf Befehl Eduards IV. enthauptet. Er hinterließ drei Söhne, Eduard, Kaspar u. Owen; der letzte war Geistlicher; der zweite, Graf von Pembroke, starb ohne Söhne zu hinterlassen; der älteste, von seinem Stiefbruder zum Grafen von Richmond erhoben, hatte einen Sohn, welcher sich 1485 als Heinrich VII. auf den Thron schwang, nachdem er seinen Stiefsohn Richard III. erschlagen hatte u. durch seine Heirath mit Elisabeth, Tochter Eduards IV. aus dem Hause York, den Kampf der Weißen u. Rothen Rose endete. Ihm folgte sein Sohn Heinrich VIII., diesem erst sein Sohn Eduard VI. u. dann dessen Schwestern, die katholische Maria u. die große Elisabeth, mit deren Tode 1603 das Geschlecht T. wieder erlosch, s.u. England S. 729–733. Darauf kam das Haus Stuart mit Jakob I., welcher durch seine Mutter aus dem Hause T. stammte, auf den englischen Thron.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 921.
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