Vitriolwerk

[626] Vitriolwerk, Anstalt, in welcher Eisenvitriol bereitet wird. Derselbe kann aus natürlichem Eisenvitriol dargestellt werden, welcher sich in Grubenwässern, bes. der Kupferbergwerke, aufgelöst findet; od. man benutzt dazu Schwefelkies u. Markasit (Strahlkies, Wasserkies), welche an der Luft zu schwefelsaurem Eisenoxydul oxydirt werden. Man schichtet die zu verarbeitenden Kiese unter freiem Himmel auf einer etwas abschüssigen, fest gestampften Sohle in große 3–4 Fuß hohe Haufen, sticht diese von Zeit zu Zeit um u. begießt sie mit Wasser, wenn sie nicht durch Regen hinreichend angefeuchtet werden. Wenn eine hinreichende Menge Vitriol gebildet ist, so werden die Haufen mit Wasser ausgelaugt; die Lauge fließt in einen, unterhalb der Sohle befindlichen Behälter (Sumpf) u. wird wiederum zum Übergießen der Haufen angewendet. Ist diese Rohlauge hinlänglich concentrirt, so wird sie in die Rohlaugsümpfe zum Abklären geleitet u. von hier in eine große bleierne Pfanne (Roh od. Schwefelpfanne), gebracht, wo sie etwas einkocht (Vorsud). Von hier wird die Lauge wieder in einen Kasten (Setzkasten) geleitet, wo sich ein gelbes Eisenoxyd (Schmant) absetzt, u. fließt dann in einen unter dem Setzkasten befindlichen Sumpf. Die so gereinigte Lauge kommt nun auf die Gutpfanne, eine bleierne od. eiserne Pfanne, wo sie allmälig, aber stark einkocht. Ist dies gehörig geschehen, so ist die Lauge gar (gare Lauge, Gut-, Setzlauge); man läßt sie sich klären u. bringt sie in hölzerne Krystallisationsgefäße, wo sich die Krystalle an den Wänden u. an eingehängte Holzstäbe, Fäden od. Strohhalme ansetzen. Die Mutterlauge wird beim nächsten Versieden wieder zugesetzt, indem man durch metallisches Eisen das Eisenoxyd in Oxydul verwandelt hat; häufig enthält sie so große Mengen von schwefelsaurer Thonerde, daß sie zweckmäßig auf Alaun verarbeitet wird; man verseht sie zu diesem Zweck, nachdem der Eisenvitriol möglichst vollständig durch Krystallisation entfernt ist, in den Mehlkästen mit wohlfeilen Kalisalzen u. erhält auf diese Weise ein Alaunmehl, welches nun wieder gereinigt wird. Der aus den Krystallisationsgefäßen genommene Vitriol wird getrocknet u. so aufbewahrt, daß er so viel als möglich gegen den Zutritt der Luft gesichert ist. Seine Güte u. Farbe hängt von seiner Reinheit ab. Das Trübe, was sich m den Treckbutten sammelt, wird zum Abklären auf andere Butten (Schlemmbutten) gebracht. Die klare Lauge wird dann abgegossen, der Rückstand ausgewachsen u. durch Körbe geworfen; sowohl das, was durchfällt (Vitriolklein), als auch das, was in den Körben bleibt (Kernklein), wird entweder beim Rösten der Kiese wieder verwendet, od. beim Schmelzen der Erze als Zuschlag[626] benutzt. Der Eisenocker, welcher sich in den Setzkästen sammelt, wird entweder zu Englisch-Roth calcinirt, od. beim Eisenschmelzen mit verbraucht. Manche Schwefelkiese können durch die bloße Einwirkung der Luft u. des Wassers nicht in Vitriol übergeführt werden; diese werden entweder in verschlossenen Räumen erhitzt u. der entweichende Schwefel gewonnen, während die Rückstände (Abbrände), wie oben angegeben, verarbeitet werden, od. man röstet sie an der Luft, indem man aus abwechselnden Lagen von Kies u. Brennmaterial Haufen bildet u. diese anzündet; dabei entweicht schweflige Säure, u. es entsteht schwefelsaures Eisenoxydul, welches sofort ausgelaugt werden kann. Enthalten die Kiese Kupferkies, so sind die gewonnenen Laugen kupferhaltig; man legt daher altes Eisen in dieselben u. gewinnt auf diese Weise das Kupfer in metallischem Zustand. Ebenso können die kupferhaltigen Grubenwasser verarbeitet werden, wie dies z.B. in Fahlun geschieht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 626-627.
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