Whitworth

[155] Whitworth (spr. Uitwordh), 1) Charles Lord W., Sohn von Richard W, Diplomat, wurde 1702 englischer Resident auf dem Reichstage in Regensburg, 1704 Gesandter in Petersburg u. 1710 abermals dahin geschickt, um den Kaiser Peter I. zu besänftigen, welcher über die Verhaftung des russischen Gesandten in London die strengste Genugthuung verlangte. W. gelang dies, worauf er Gesandter am Reichstag in Regensburg, in Berlin, im Haag u. dann wieder in Berlin wurde. 1721 wurde er von dem König Georg I. zum Baronet von W. u. Galway ernannt, ging 1722–24 als Gesandter nach Cambrai u. st. 1725. Er schr.: Bericht über das Russische Reich, wie es 1710 war. 2) Charles, Earl W., Enkel des Vor., geb. 1760, wählte die diplomatische Laufbahn, ging 1786 als Gesandter nach Warschau u. 1788 nach Petersburg, um die Bande zwischen England u. Rußland fester zu knüpfen u. dem Einflusse Frankreichs auf die Kaiserin Katharine II. entgegen zu arbeiten; als diese, bevor sie die Allianz ins Werk setzen konnte, starb, gewann W. auch auf Kaiser Paul I. Einfluß, brachte 1797 einen Handelstractat zu Stande u. bewog den Kaiser 1798 der neuen Coalition gegen Frankreich beizutreten. 1799 wurde W. zum Pair ernannt u. kehrte nach London zurück; er wurde 1800 nach Kopenhagen geschickt, wo er im August d. J. einen Tractat unterzeichnete, welcher Englands u. Dänemarks Streitigkeiten schlichtete. 1801 ging er als Gesandter nach Paris, wo er aber durch seinen Stolz öfters anstieß u. sich das Vertrauen Bonapartes nicht erwerben konnte. Im Mai 1803 wurde er zurückberufen, Viscount u. Lord-Lieutenant von Irland u. 1815 Graf. 1819 kam er wieder nach Paris, doch wie es schien blos in geheimen Aufträgen des Prinz Regenten an den Hof, u. im November d. I. begab er sich nach Neapel, aber ohne diplomatische Aufträge. Er kehrte 1820 nach England zurück u. st. 1825 in Knole.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 155.
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