Wit

[297] Wit, Ferdinand Johannes, genannt von Dörring, geb. 1800 in Altona, seine Mutter, geb. Eckstein, verheirathete sich in zweiter Ehe an den dänischen Offizier Dörring, weshalb W. später sich den Namen Dörring beilegte; er studirte 1817 in Kiel Humaniora u. ging 1818 nach Jena, wo er sich der Burschenschaft anschloß. Er war als Student in Fulda mit hessischen Offizieren in Zwist gerathen, hatte deshalb durch die Polizei Demüthigungen erfahren u. war durch seine Darstellung der Sache in öffentlichen Blättern in Unannehmlichkeiten verwickelt worden. Deshalb machte er eine Reise nach Paris u. kehrte erst im Herbste 1818 nach Jena zurück; hier schloß er sich ganz an Follenius an, wurde aber im Decbr. 1818 von Jena weggewiesen, lebte zunächst in Altona, ging später nach England u. lieferte hier Aufsätze im Morning Chronicle über deutsche Zustände. Durch Vermittelung seines mütterlichen Oheims des Baron von Eckstein, Generalcommissärs der geheimen Polizei, kam er nach Paris u. wurde zu dem Justizminister, Grafen Deserra, nach Nizza gesandt; dort kam er in mannigfaltige Berührung mit den italienischen Umtrieben von 1821–23, spielte in Italien, Südfrankreich u. der Schweiz eine zweideutige Rolle, wurde 1821 in Turin u. Mailand arretirt, entkam aber von der Citadelle in Mailand 1822 u. trieb sich in der Schweiz u. Deutschland umher; in Baireuth 1824 wieder verhaftet, wurde er von da nach Berlin u. 1826 nach der dänischen Festung Fredriksort gebracht. Nach seiner Freilassung wurde ihm Schleswig als Aufenthaltsort angewiesen; er hielt sich aber einige Zeit in Braunschweig u. dann in Weimar auf, wurde jedoch überall sehr bald entfernt. Er heirathete 1828 eine reiche Frau, zog nach Ober-Schlesien, wo er sich ankaufte, u. wurde dort 1845 katholisch. Er zeigte viel Interesse für die Sache der Mäßigkeitsbestrebungen, galt aber für einen Ultramontanen. Als er während der Unruhen 1848 im August in Breslau erschien, wurde er, im Geruch eines Reactionärs stehend, durch eine Rotte insultirt u. mußte die Stadt verlassen. Er st. 1863 in Meran u. schr.: Fragmente aus meinem Leben u. meiner Zeit, Braunschweig 1827–30, 4 Bde.; Mein Jugendleben u. meine Reisen, Lpz. 1832; Politisches Taschenbuch für 1830 u. 31, 2 Jahrgänge, Hamb. 1829 f.; Lucubrationen eines Staatsgefangenen, Braunschw. 1827.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 297.
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