Yucatansprache

[478] Yucatansprache (Mayasprache), die Sprache der Yucatecos, ist sehr guttural u. hat 5 eigenthümliche Consonanten, welche durch unser Alphabet nicht dargestellt werden können. Die Substantiva haben keine Form für Genus u. Casus; letztere werden nur durch Präpositionen ausgedrückt, z.B. leti ciumil der Gott, Gen. ti ciumil, Dat. ti uaix [478] ciumil, Acc. ti le ciumil, Abl. ti (y, tioklal etc.) ciumil. Der Plural wird durch die Endung oob gebildet: le ciumiloob die Götter. Die persönlichen Pronomina sind ten ich, tech du, leti er, x leti sie, c toon, Fem. x toneex wir, teex, Fem. x teex ihr, letileoob, Fem. x letioob sie. Sie haben verschiedene Formen, je nachdem sie mit einem Verbum od. als Possessiva mit einem Substantivum verbunden sind. Die Verbalendungen treten unmittelbar an die Substantiva, um das Verbum sein auszudrücken; sie sind: Sing. 1. Pers. en, 2. Pers. ech, 3. Pers. i, lailo, Plur. 1. Pers. on, 2. Pers. ex, 3. Pers. ob. Wenn die persönlichen Pronomina allein stehen, heißen sie tinmen ich, tinmenel du, tumen er, tamen wir, tamenex ihr, tamenob sie. Die Verba haben 4 Conjugationen, eine für die Neutra, 3 für die Activa. Die Tempora werden durch verschiedene Endungen gebildet, z.B. Präs. cah, Imperf. cuchi, Futurum bin etc. Der Infinitiv endigt auf l, das Gerundium hat ti vor sich, das Part. Präs. ah, das Part. Prät. od. Pass. die Endung an. Die Passiva werden wie die Neutra conjugirt. Die Sprache ist reich an Wortbildungen; so bezeichnet am Substantivum nal den Besitzer, il u. ul das Subject der Handlung, ilan Verwandtschaft, ah Gentilitia. Adjectiva der Materie haben die Endung il, nac; die Endung yen entspricht unserem –isch. Der Comparativ wird durch die Endung il, ol, der Superlativ durch vorgesetztes hunac, sehr, gebildet. Am Verbum bezeichnet die Endung pul od. cuh etwas mit Eifer od. angelegentlich thun, ein vorgesetztes capat od. ca bildet Iterative etc. Der Anfang des Vaterunsers lautet: cayum, ianech ti càannob, cilichthantabac akaba, d.h. Unser-Vater, der-du-bist in Himmeln, geheiligt-werde dein-Name. Grammatik von Gabr. de S. Bonaventura, Mexico 1684; Beltran de S. Rosa, ebd. 1746; von I. Ruz, herausgegeben von I. Kingdon, Belize 1847.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 478-479.
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