Gehorsam (Adj.)

Gehorsam (Adj.).


1. Gehorsam sein sieget.Petri, II, 327; Henisch, 1441, 1.


2. Mancher ist gehorsamb, wann man jhn heist, was er gerne thut.Lehmann, 249, 21.


3. Wer andere gehorsam machen will, muss selbst gehorsam sein.Graf, 286, 25.

Wenn eine Regierung die Gesetze (s.d.) selbst nicht befolgt, so kann sie schwerlich erwarten, dass die Unterthanen sie beachten. Der König von England fragte einst den Häuptling eines wilden Indianerstammes: »Gehorchen dir deine Unterthanen gut?« Er antwortete: »Warum nicht, ich gehorche ihnen ebenfalls gut.« – »Die Freiheit«, bemerkt A. Ruge, »hat zwei Seiten. Im freien Willen müssen Passion und Raison zusammenstimmen.« (A. Ruge, Zwei Jahre in Paris, Leipzig 1846, I, 116.)

Mhd.: Wer andere luthe sal gehorsam machen, der sal selber gehorsam syn. (Weichbildsglosse bei Daniels, 280, 40.)


4. Wer gehorsam ist, den soll der Kaiser verantworten.Graf, 445, 397.

Bezieht sich auf die nachtheiligen Folgen, die den trafen, welcher der gerichtlichen Vorladung keine Folge leistete und sagt, dass derjenige, welcher durch nicht zu bewältigende Hindernisse abgehalten wurde, davon nicht betroffen werden, sondern vom Richter in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden soll. Oder wie wir in unserer jetzigen »deutschen« Rechtssprache sagen, das Contumacialurtheil wird cassirt, der Contumacirte wird restituirt.

Mhd.: Wer gehorsam ist, den sal der keiser verantworten. (Endemann, I, 28, 29.)


*5. Er ist gehorsam wie der Kranke dem Fieber (der Kolik).

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1442.
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