Marxbruder

Marxbrüder und Federfechter.

So hiessen die Mitglieder zweier deutschen Fechtschulen. Der deutsche Kaiser Friedrich III. hat den »deutschen Meistern des Schwerts« zu Nürnberg am 10. August 1487 dem ersten Privilegiumsbrief mit der Bestimmung verliehen, es solle hinfort im deutschen Reiche sich niemand, der nicht von ihnen zugelassen sei, »Meister des Schwerts« nennen und gegen ein Lehrgeld Schule halten, um die Fechtkunst zu lehren. Das »Schulehalten der Fechter« bestand im Veranstalten öffentlicher Fechtvorstellungen. Da der Privilegiumsbrief Friedrich's III. nur von »Meistern des Schwerts« im allgemeinen spricht, diese aber, wie ihr älteres Meisterbuch (Archiv der Stadt Frankfurt a.M.) nachweist, sich die »Brüderschaft unserer lieben Frauen der reinen Jungfrau Maria und des heiligen und gewaltsamen Himmelsfürsten Sanct- Marx« (daher Marxbrüder) nannte, so ist nicht bekannt, wenn die Gesellschaft der »Federfechter« sich gebildet hat. Mair's um das Jahr 1542 geschriebene Kunstfechtbuch (Bibliothek zu Dresden) weiss noch nichts von »Federfechtern«. Es heisst darin: »Die ritterliche Kunst sei dahin gekommen, dass die Brüderschaft ›Sanct- Marxen‹ daraus entstanden sei.« Die Gegenüberstellung der ›Marxbrüder und Federfechter‹ findet sich zum erstenmal in des Pritschmeisters Benedict Eilbeck Ordentlicher Beschreibung des grossen Schiessens in Zwickau vom Jahre 1573. Was den Namen »Federfechter« betrifft, so behaupten einige, er rühre von einer Fechtwaffe »Feder« her, deren sich die Genossenschaft bediente. Andere verweisen auf den von Kaiser Rudolf II. unter dem 7. März 1607 zu Prag bestätigten Privilegiumsbrief, in welchem die Satzungen, über die sich die »Gesellschaft der Freifechter von der Feder geeinigt«, bestätigt wurden. Auf dem Schilde des ihnen verliehenen Wappens sieht man aus einer Wolke zwei Mannsarme mit geschlossenen Händen, eine Schreibfeder haltend, hervorragen. Das der Gesellschaft verliehene Siegel trug die Umschrift: »Siegel der Meister des langen Schwerts.« Noch andere verweisen auf das Einladungsschreiben der Federfechter zu ihrer ersten Schule »am Sonntag nach Sanct-Veit«. Ihr Name ist also wol nur eine Verstümmelung aus Viter = oder Veiterfechter, d.i. Fechter des heiligen Veit. Prag mit seiner Sanct-Veitskirche ist der Hauptsitz der Federfechter. Hatten die Marxbrüder zu ihrem Schutzheiligen den Apostel Markus (Marx), so war der Patron der Federfechter der heilige Vitus (Veit), nach welchen sie sich Viter- oder Veiterfechter nannten, woraus endlich Federfechter entstanden ist. (Vgl. darüber Steger, Europa, Leipzig 1870, Nr. 29.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 476.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika