Pflanzen

1. Einer pflanzt den Baum und der andere isst die Frucht.


2. Man muss erst pflanzen, ehe man schneiden kann.

Mhd.: Vor dem snite sô setzet man die phlanze. (Neidhardt.) (Zingerle, 114.)


3. Pflanze mich für zwei, so trage ich für drei. Eiselein, 511; Simrock, 7900; Körte, 4792; Boebel, 132; Braun, I, 3300.

Sagt das Bäumchen zum Gärtner, um sich einen grossen Raum für seine Wurzeln in der Zukunft auszubitten.


4. Pflanze, wo du kannst, Stauden und Bäume; sie wachsen auch während deiner Träume. Boebel, 132.


5. Pflanzen ist gut, man muss aber auch jäten zur Zeit.

Frz.: Il est temps de planter et temps d'arracher. (Leroux, I, 55.)


6. Wann me nit plantet, kann me nit etten. (Sauerland.)


*7. Er pflanzt keinen Baum, der ihm keinen Schatten gibt.

Eine Hauptschwäche des menschlichen Kopfes bleibt immer, dass man alles selbst erleben will, und die Zukunft ein Feld ist, das wenige bebauen mögen. Der gewöhnliche Mensch pflanzt nur Bäume, um in ihrem Schatten auszuruhen oder ihre Früchte zu geniessen.


[Zusätze und Ergänzungen]

8. Wer vieles pflanzt und es nicht hütet, dem wird die Mühe schlecht vergütet.

It.: Chi assai pone e non custode, assai tribola e poco gode. (Giani, 453.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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