Römer (Volk)

Römer (Volk).


1. Den Römern wachsen die Worte (wächst die Rede) im Hertzen, den Griechen im Munde.Petri, II, 79; Henisch, 1743, 18; Sailer, 65.

Dies Sprichwort passt auf die meisten alten Sprichwörter unsers Volks. Den Deutschen wachsen ihre Sprüche im Herzen. Dies ist der Grund, warum das Sprichwort so wenig Fleiss auf die Vollendung des Geprägs verwendet und sich darin so viel Versäumniss zu Schulden kommen lässt. Die Sprichwörter haben ihren Ursprung mehr im Herzen, das den Sinn gibt, als im Kopfe, der nach den Regeln der Sprachlehre heraus kleidet.

Dän.: Det som var smukt hos de Romere, var slemt hos de Grækere. (Prov. dan., 515.)


2. Der Römer siegt im Sitzen. (Altröm.)

»Wer still und ruhig das bewirkt, was er will, mehr mit Geschick als Kraft handelt. Aus der Geschichte des Fabius Cunctator, der dem Hannibal so nachtheilig durch sein Zaudern wurde, dass man von ihm sagte: Es ist der einzige, der uns den Staat durch Säumen wiedergegeben hat.«

Lat.: Romanus vincit sedendo.


3. Die Römer straften die Griechen, die Deutschen die Römer und die Zeit die Deutschen.Witzfunken, II, 139.


4. Wo die Römer sind, da ist Rom.

Man kann dies auch wol von andern lebenden Völkern sagen.


*5. Er will den Römer machen.

»Nichts zeigt so sehr die Verschiedenheit unserer von den alten Zeiten«, heisst es in den Werken Friedrich's des Grossen, »als die Art, wie das Alterthum grosse Männer behandelte und wie wir sie behandeln. Grosse Gesinnung, Erhabenheit der Seele und Festigkeit gelten jetzt für chimärische Tugenden. ›Er will den Römer machen‹, sagt man. ›Davon ist man zurückgekommen, das ist nicht mehr an der Tagesordnung.‹ Desto schlimmer. Warum sollten wir die Römer nicht nachahmen in dem, was preiswürdig ist!« ( Vgl. Historische Blätter, Karlsruhe 1832, Nr. 1, S. 8.)


[1721]

6. Die Römer muss man entweder zu Freunden oder Feinden haben.

So war's bei den alten Römern, so ist's im christlichen Rom.

Lat.: Romanos aut socios habere oportet aut hostes media via nulla est. (Kornmann, III, 77.)


7. Die Römer sind niemals die Rechten, im Guten nicht und im Schlechten.


8. Die Römer taugen weder warm noch kalt.

It.: Romaneschi, non son buoni nè caldi nè freschi. (Giani, 1480.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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