Staat (Putz)

Staat (Putz).


1. Alles an Staat und nichts in der Schüssel.

Frz.: Plus de veloux que de pain. (Kritzinger, 545a.)


2. Der Staat ziert die Mad. (Eifel.)

Es empfiehlt ein Mädchen, wenn sie in gefälliger Kleidung erscheint.


3. Jo meer Staat, jo minner Saat. (Süderdithmarschen.)

Je mehr Staat, Putz u.s.w., desto weniger Saat.


4. Sau (so) de Staat, sau auk de Praut. (Münsterland.)


5. Staat muss vor den Leuten getrieben werden, und wenn zu Hause der Bettelsack an der Wand verzweifelt.

Lat.: His oculis vidli, tunicis plerosque superbis Vestiri, atque foro regali incedere gressu, Quos secreta fames premit atque domestica egestas. (Manutius.) (Binder I, 662; II, 1307.)


6. Staat vnd Kleid hilft nicht zur Seligkeit.Petri, II, 540.


7. Viel Staat auf dem Kopf und nichts im Topf.

Frz.: Tout état, et rien ne plat. (Bohn I, 59.)


8. Viel Staat auf der Gasse und nichts in der Kasse.

Holl.: Groote staat en klein van middelen. (Harrebomée, II, 297a.)


9. Was für Staat in der Hölle, wenn der Teufel seine Mutter zu Tanz führt.

Dän.: Hvilken en stads var der i helvede, der fanden ledte sin moder til offers. (Prov. dan., 279.)


10. Wu (wie) de Staat, so auk de Prât (Rede, Geschwätz).Frommann, VI, 428, 115.


*11. Damit ist kein Staat zu machen.

Holl.: Daar kan je Staat opmaken. (Harrebomée, II, 297a.)


*12. Dat is 'n Staot as Schnodder up de Mau. (Pommern.)

Spott auf entstellenden Schmuck. »Wann nun ein weib oder mann etwas newes auffbringt vnd wir spotten sein, sagen wir: Es mag leicht sein, das ein menschen zieret, ia ein rotz auff ein ermel.« (Agricola I, 370.)


*13. Den Staat hangt er ut'n Êrse as 'n Rissen Flass.Eichwald, 405.


*14. Mit dem ist nicht (mehr) viel Staat zu machen.Frischbier2, 3585.


*15. Sich in Stoaoat werfen.Hügel, 154a.

Sich sehr herausputzen.


*16. Viel Staat und nichts in der Schüssel.


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Der Staat muess ebbes leide. (Würtemberg.)

Sinn: Eitelkeit, Putzsucht muss Zwang leiden.


*18. Er braucht's nicht zum Staate, er hat's zum lieben Brot nöthig. (Köthen.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Raabe, Wilhelm

Der Hungerpastor

Der Hungerpastor

In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«

340 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon