Strebekatze

* Strevkatt trecken. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452.

Im Niederdeutschen auch das Luderziehen. (Gödeke, J. Römold, S. 83.) In grosser Uneinigkeit, in Zank leben. Mit einem die Strebkatze ziehen. »Des ander stund in grossem leiden, du kannst jhm nit entfliehen, die strebkatz mustu mit jm ziehen.« (Waldis, I, 94, 14.) Eigentlich wol auch eine ältere Ehrenstrafe, etwa für zänkische Eheleute, die vor der Menge sich um eine Katze zerren und reissen mussten, um ihr eigenes Leben damit in einem Gemälde zu veranschaulichen. Darauf deutet H. Sachs: »Solt wir jedem ein Bachen (Schinken) geben, der mit seim Weib zeucht die Strebkatzen mit Schlagen, raufen, krellen und kratzen, wir wolten ihr gnug in der stadt finnen.« Eine Katze muss, wie Grimm (Wb., V, 298) bemerkt, ursprünglich im Spiel gewesen sein. Eine ähnliche Ehrenstrafe ist noch in diesem Jahrhundert am Harze vorgekommen. Wie in Spangenberg's Neuem vaterländischen Archiv zur Kenntniss des Königs Herodes (IV, 118) berichtet ist, wurden in der Bergstadt Klausthal zänkische Weiber so bestraft, dass man sie auf offenem Markte in eine besonders dazu bestimmte Tonne steckte, sodass nur die Köpfe heraussahen; und so mussten die beiden widereinander geifern und schmähen, zum Schauspiel der Gemeinde, und das hiess: in die Beisskatze sperren. Die »Beisskatze« für Tonne sieht aber gerade so aus, als wäre diese nur an Stelle jener Katze getreten. – Auch in England hat jene Sitte, wie sie auch gewesen sein mag, bestanden, denn die Redensart lebt dort ebenfalls noch: to tear the oat = die Katze ziehen, was so viel heisst als: toben, wüthen. Schwäbisch heisst noch Strangkatzen ziehen, mit einem sich herumzanken. Schlesisch die Strabelkatze ziehen, für zanken und raufen, und zwar namentlich von unverträglichen Eheleuten. (Weinhold, 45a) Bei Brant (Nsch., in Kloster, I, 570): »Es zeucht die Strebkatz mancher Mann, der doch das mehrtheil nach muss lan.« Weiteres über Strebkatze vgl. Grimm, Wb., V, 289; Tobler, 414; Weinhold, Schles. Wb., 42; Schmid, Wb., 317. Streben steht hier in dem Sinne des Entgegenstrebens. In Holstein heisst ein widerstrebendes Frauenzimmer ein Strewekatt. (Schütze, VI, 210.) »Ein Orden will hilliger syn, als de anderen vnde daher einer mit dem anderen de Streukatte tüth.« (Gryse, Spegel, Bg. L, 2.) »Vnder den Godlosen Ehelüden erheuet sick offt grot twyst vnde strydt, in deme se also Katten vnde Hunde vnder einander leuen, dar de ene sprickt «valle», de ander secht «sta nümmermehr up», kratzebalgen vnd streuekatten sick tho hope, holden Haarklatzien tho[898] samende vnd hebben einen Kattentoch mit einander mit mulschelligen Backenschlegen vnd Haarhuschen.« (Gryse, Leienbibel, Fr. 13.) Barack (Des Teufels Netz, Stuttgart 1863, V, 3948) »Darnach züch ich mit dir den katzen strebel in der vinstri vnd in denn nebel.« Strebekatze ist, wie Sandvoss (Sprichwörterlese, 98 u. 145) richtig bemerkt, ein Kinderspiel, das aber nicht nur auf Turnplätzen, sondern in Schlesien wenigstens, auch ausserhalb denselben üblich ist. Die beiden Parteien ziehen an den entgegengesetzten Enden eines Strickes oder einer Stange, bis eine derselben zu Boden fällt. Vgl. darüber auch den Artikel in der Turnzeitung, 1864, S. 260.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 898-899.
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