Wade

1. Wer kein Waden hett, soll kein enge Hosen dragen.Fr. Reuter, Ut min Stromtîd, II, 60.


*2. Als man rief Waden, verstand er Spaden. Eiselein, 624; Simrock, 11102.


[1722] *3. Er hat die Waden unter dem Kinn wie die Hirschauer.

Die Hirschauer sind eine vielgehänselte Gemeinde bei Tübingen, die den Spitznamen »Kröpfle« führen, weil der Volkswitz behauptet, die dort viel verbreiteten Kröpfe seien eine Zierde oder ein nothwendiges Glied des menschlichen Körpers. (S. Glied 21.)


*4. Er hat Waden wie ein gemästeter Hahn. Frischbier2, 3954.


*5. Er hat Waden wie ein gemästeter Schöps am Vorderfuss.Frischbier2, 3954.


*6. Er hat Waden wie ein Hammel vom hohen Vorwerk.

Von einem Dürrwadigen. Die Redensart ist in Pförten, in dessen Nähe das hohe Vorwerk liegt, sehr gebräuchlich.


*7. Er hat Waden wie ein Löffelstiel.

Die Franzosen sagen von einem, dem die Waden fehlen: Il a été St. Malo, les chiens lui ont mangé les mollets. Anlass zur Entstehung dieses Sprichworts gab die Hafenstadt Saint- Malo im Nordosten der Bretagne durch den Umstand, dass ihr wie vielen Städten Frankreichs die Mauern fehlten. Für die Sicherheit der Stadt sorgten fünfzehn auserlesene Bullenbeisser, die man nach Eintritt der Dunkelheit los liess. Durch die Glocken wurde vorher ein Zeichen gegeben, damit niemand ungewarnt dem Umkreise der Stadt von innen oder aussen zu nahe käme. Das letztere liess sich nicht immer vermeiden, freilich zum Schaden der Beine, die von den Bullenbeissern tüchtig zerarbeitet wurden. (Gerbel, Ausland, 1871, S. 94.)

Lat.: Crura arundinea. (Seybold, 96.)


*8. Er hat Waden wie ein verheiratheter Sperling. (Stettin.)

Holl.: Hij heeft kuiten als een Abc-boek. (Harrebomée, I, 457a.)


*9. Er hat Waden wie Faden, und Schenkel wie Treibschnur. (Rottenburg.)


*10. Er het a Paar Wade, wie der schönst Hund um achtzehn Batze. (Schwaben.)


*11. Er het Wade grad abe wie de Hans vo Bade.Sutermeister, 106.


*12. Er het Wade wie's Hündli vo Bade.Sutermeister, 106.


*13. Et is em in de Waden schaten.Richey, 330.

Von einem, der ungewöhnlich dicke Beine hat.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1722-1723.
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