Zuviel

[659] 1. All zuuil ist vngesundt.Agricola, I, 37; Latendorf III, 268 u. 340.


2. Alles zuviel is nix werth.Tendlau, 848.


3. Ein bischen zuviel schadet mehr, als ein bischen zuwenig.

Lat.: Plura petens meritis, privatur iure petitis. (Buchler, 253.)


4. Es ist zuviel, zwei Müller in Einer Mühle.


5. Man muss nicht zuviel auf Einen Bissen nehmen.


6. Mancher hat zuviel, aber Keiner genug.

Mhd.: Dyt is der heren ungenoich, koine spricht ir enich, ich hain genoich. (Groote, K. Reimchron., 5540.)


7. Nimmt man zuviel unter den Arm, so lässt man eins fallen.Simrock, 12219.


8. Nix tau velle, sê de Bûr to 'n Koerensakk (Kornsack), harr em balde mit tüsken (zwischen) de Möllenstaeme retten (gerissen). (Westf.)


9. Tauvel is tauvel, segt jenn Mann, da har hei sin Fru dodschlagen. (Mecklenburg.) – Raabe, 25.


10. Tôvöl is tôvöl, tô min (zu wenig) is tô min, see de Kêrel, 't Wîu drê Kinner un de Mutte (Schwein) man ên Bigg (Ferkel). (Ostfr.) – Hoefer, 604; Bueren, 1148.


11. Viele haben zuviel, aber keiner genug.

Zuviel, weil sie mehr haben, als die Natur bedarf; nicht genug, weil für die Begierden nichts genug ist.

Lat.: Multi nimium, nemo satis. (Sailer, Sprüche, 128, 109.)


12. Viele hewn' zuviel, aber Kanner genug. Tendlau, 902.


13. Was zevêl is, is zevêl, irscht gepregelt, dernau au no gekisst, sagte die junge Holzdiebin in der görlitzer Heide zum Förster, der sie erst posteriori gehauen und dann auf den schönen Mund geküsst. (Oberlausitz.)


14. Was zuviel ist, ist zuviel.Simrock, 12218.

Frz.: L'excès en tout est un défaut. – Trop est trop.

Poln.: Zbytok kazi požytek. (Čelakovsky, 431.)


15. Was zuviel ist, ist zuviel, säd' de Pâp, as em de Bûr 'n grôt Wust up de Kâr bröcht, doch schieb' sie nur hinein. (Pommern.) – Hoefer, 808.


16. Was zuviel ist, ist zu viel, sagte der Messner, als er bei drei Nonnen geschlafen hatte und dann wieder in die Zelle trat.Schaltjahr, III, 626.


17. Wer zuuil wil haben, dem wirt offt gar nichts.Agricola, I, 113; Latendorf III, 59; Tappius, 203b; Schottel, 1130b; Egenolff, 343b.

Darum: »Schweige nicht zu viel, sonst belehrst du nicht; brumme nicht zu viel, sonst bekehrst du nicht; liebe nicht zu viel, sonst beglückst du nicht; singe nicht zu viel, sonst entzückst du nicht; schwätze nicht zu viel, sonst erhellst du nicht; spotte nicht zu viel, sonst gefällst du nicht; trinke nicht zu viel, sonst gedeihst du nicht; sündige nicht zu viel, sonst verzeihst du nicht.«

Mhd.: Alto vele begeren was newerede gut, ja de sulve vaken missen mot. (Lübben, Progr., 5723.) – Er ist sîn selbes meister niht swer sîn alze vil getuot. (Eist.) – Er übergiht, swer wil ze vil. (Heinzelin.) – Und ist vil lützel iht sô guot, ezn swâche, ders ze vil getuot. (Tristan.) (Zingerle, 183.)

Holl.: Die al wil hebben en sal niet hebben. (Prov. comm., 270.) – De dat wyl hebben al, de krycht vake nicht. (Omnia qui poscit, plerumque recedit inanis.) (Tunn., 356.)

It.: Non mettere troppo carne a fuoco.

Lat.: Captator saepe frustratur. (Qui sibi plus nimio petit ac rapit, omnia captans crebri spe vana ludificatus abit.) (Glandorp, I, 171.) – Nil habeat iure, qui vult bona solus habere. – Qui immoderate omnia cupiunt, saepe in totum frustrantur. (Bebel, 125.) – Quod satis est cui contingit, nil amplius optet. (Egenolff, 78b.)


18. Wer zuviel thut, der thut nicht allzeit recht.


19. Wer zuviel will, bekommt zu wenig.Pauli, Schimpff, XXIIa.

Frz.: Pour trop serrer l'anguille, on la perd.


20. Wer zuviel will han, dem z'lüzel werde. (Schweiz.)


21. Zuuil vnnd zu wenig ist des Teufels zilmol. Mathesy, Postilla, III, CXXXVIa.


22. Zuuil zureisset den sack.Agricola, I, 40; Latendorf III, 269 u. 399; Lehmann, 934, 3; Lehmann, II, 903, 28; Blum, 568; Siebenkees, 11; Steiger, 391; Tappius, 205b; [660] Schmitz, 101, 174; Lohrengel, I, 922; Sailer, 158; Winckler, III, 77; Eiselein, 537; Simrock, 12207; Chaos, 381; Gaal, 1623; Körte, 7185.

Engl.: To much breaks the bay. (Bohn II, 21.) – Too too will in two. (Bohn II, 137.)

Lat.: Modus ubique optimus. – Rumpuntur nimium distenta volumina sacci: damnosum est homini non tenuisse modum. (Glandorp, 90, 189.) – Os plenum male fiat, si non vis credere qui dat. (Sutor, 251.)


23. Zuviel ann zu wing (wenig) ihs immer e Ding. (Schles.)


24. Zuviel auf einen Bissen ist ungesund.Dove, 395.


25. Zuviel beschwert den Magen.

Holl.: Te veel bezwaart de maag, enn weinig kunt gij dragen. (Harrebomée, II, 44a.)


26. Zuviel – böses (Satans) Spiel.

Lat.: Duos lepores insequens neutrum capit. – Qual satis est cui contigit hic nihil amplius optet.

27. Zuviel geht nicht in den Sack.


28. Zuviel hat kein Ehre.Henisch, 818, 25; Petri, II, 828; Simrock, 12217; Körte, 7186.

Mhd.: Ze vil an allen dingen tuot bruch an dem lobe; sus sagent die wîsen alten. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 183.)


29. Zuviel hat manchmal einer, genug jedoch hat keiner.


30. Zuviel ist auch ein Gebrech.Oec. rur., 381.


31. Zuviel ist bitter, und wenn's lauter Honig wär'.Pistor., IX, 87; Blum, 568; Birlinger, 27; Bücking, 180; Siebenkees, 10; Eiselein, 320; Simrock, 12214.

»Nun sag ich dir in wahrer Trew, zuvil ist bitter, was es sei.« (Beeren, S. 75.) In Luxemburg: Zefill as ongesont, a wan et scho gebâken Eer weren. (Dicks, I, 28.)

Engl.: Too much of one thing is good for nothing. (Bohn II, 121.)

Frz.: Assez y a si trop n'y a. (Bohn II, 137.)

It.: L' abbondanza ingenera fastidio. (Bohn II, 137.)

Span.: Cada dia olla, amorga el caldo. (Bohn II, 137.)


32. Zuviel ist für die Katze ein Stück.Frischbier, 4284.

Poln.: Za wiele na kota gleń.


33. Zuviel ist kein Recept.Körte, 7186.


34. Zuviel ist nicht genug.Lehmann, 934, 14.

Lat.: Non est in mundo dives qui dicat abundo.


35. Zuviel ist Satans Spiel.Simrock, 12211; Körte, 7183.

»So geht's, wer allzuuiel wil haben, thut jm selber in deisen (= die Eisen) traben.« (Waldis, III, 72, 35.)


36. Zuviel ist ungesund, sagte der Kellner zum Gast, der einen Kalbskopf forderte und schon einen hatte.


37. Zuviel ist ungesund, sagte Faubert, und warf die Axt weg; da hatte er zehn Minuten Holz gespaltet.


38. Zuviel ist vberal arg.Hans Sachs.


39. Zuviel ist vngesund.Lehmann, 934, 1; Lehmann, II, 905, 24; Henisch, 1582, 23; Egenolff, 30b u. 32b; Simrock, 12206; Dove, 572.

It.: E' s' intende acqua, e non tempesta. – Il soverchio rompe il coperchio. – Ogni eccesso è biasimevole. – Ogni troppo è troppo, e ogni troppo si versa. (Biber.)

Lat.: Cave quod est nimium. (Binder II, 470; Lehmann, 508, 3.) – Ingratum est, quicquid nimium est. (Seybold, 344.) – Omne nimium vertitur in vitium. (Seybold, 406.) – Vitiosum est ubique, quod nimium est. (Seybold, 643.)


40. Zuviel ist wie zuwenig.Lehmann, 935, 20.


41. Zuviel ist zu viel, sagte die Weste zum Schulzen beim Gevatterschmause, als sie geplatzt war.

Engl.: You 'll burst my sides, as the tight waistcoat said to the alderman after dinner. (Hagen, VI, 104, 18.)

Frz.: Trop est trop, et trop n'est pas bon. (Kritzinger, 696a.)


42. Zuviel muss bald brechen.Lehmann, 934, 13; Simrock, 12208; Körte, 7187.


43. Zuviel ohne Mass ist ohne Ehre.

Bei Tunnicius (99): To vele sunder mate is van neiner ere. (Laude curet quicquid crescit plus aut minus aequo.)


44. Zuviel und zu wing ist Ein Ding.Simrock, 12213.

Mhd.: Swes ist ze lützel oder ze vil, newederz ich dâ loben wil. (Freidank.) – Wan wes zu wenig ist und zu vel, die zwei sint lastir ouch beide. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 183.)


[661] 45. Zuviel verderbt gut spil.Franck, I, 50a; Lehmann, 903, 26; Simrock, 12210; Körte2, 8970.

Mhd.: Ze vil wüstet alle spil. (Vintler.) (Zingerle, 183.)


46. Zuviel verderbt in allen Dingen und pfleget keine Freud zu bringen.Francisci Phil. Florini, Kluger und rechtsverständiger Hausv. VI, 1149.


47. Zuviel verdient straff.Lehmann, 934, 15.


48. Zuviel verstört.

Lat.: Nimium extinguit. (Sutor, 653.)


49. Zuviel wirfft den Wagen vmb.

It.: Ogni troppo è troppo, e ogni troppo si versa. (Gaal, 1623.)


50. Zuviel zerreisst den Sack.Binder III, 4222.

In Luxemburg: Zefill zerréisst de Sâk. (Dicks, I, 28.)


*51. Das ist zuviel auff ein bissen.Nigrinus, Inquisition, I, 97.


*52. Der hat um eines zuviel.

Ist nicht ganz gescheit.


*53. Er hat yhm zuuil gethan.Agricola, I, 91; Latendorf III, 273.

Lat.: Vitra septa transilire.


*54. Hä hät er einen zevill ov einen ze winnig. (Köln.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 659-662.
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