Zwingen

1. Die andere zwingen, wollen selbst ungezwungen sein.Eiselein, 662.


2. Dwing mi, seggt dei Diere, so dau ick kein Sünd. (Mecklenburg.) – Hochdeutsch: Eiselein, 662; Simrock, 12229.

Die Russen: Zwinge mich, flehte die Nonne den Mönch an, so bin ich doch mit Ehren beschlafen worden. (Altmann VI, 491.) In ähnlicher Weise sagen die Aegypter, um die Heuchelei spröder Frauen zu bezeichnen: »Als zehn sie geschändet hatten, schrie sie nach den Wächtern.« (Burckhardt, 138.)


3. Man kan einen zwingen, dass er ein ding thut, aber nicht, dass er's gern thut.Lehmann, 936, 27.

Dän.: Man kand vel tvinge entil at gjöre meget, men ikke at gjöre det gjerne. (Prov. dan., 557.)


4. Man kann einen wol zwingen, dass er die Augen schliesst, aber nicht, dass er schläft.

Schwed.: Man kan twinga en til blunda, men icke til sofva. (Grubb, 501.)


5. Was man gezwungen thut, hat keinen Werth.

Dän.: Det man er nödt til at gjöre, faaer man ingen tak for. (Prov. dan., 431.)


6. Wat sek nich wil twingen lâten, mot men med geduld umfâten.Schambach, II, 437.

Wenn man eine Widerwärtigkeit unter Aufbietung aller Kräfte und Mittel nicht beseitigen kann, soll man sich mit Geduld darein finden.


7. Wer nicht will zwungen seyn zu gahn, der soll es selber billig than.Pauli, Schimpff, 144.

Lat.: Si non vis, volens facere. (Pauli, Schimpff, 144.)


8. Wer sich zwingen lässt, weiss nicht zu sterben.

Lat.: Cogi qui potest, nescit mori. (Philippi, I, 86.)


9. Sich selber zwingen ist die grösste Kunst. Petri, II, 525.


10. Wer zwingt, der thut Gewalt; wer überredet, vergaukelt den Verstand.Eiselein, 662; Simrock, 12227.


11. Zwinge dich lieber selber, als dass du dich zwingen lässest.Simrock, 12226.

Lege deinen bösen Neigungen Zwang an, so dürfen dich Zwangsgesetze mit ihren Strafen nicht zwingen.


12. Zwingst du mich, so schier ich dich.


*13. Du zwingest mich, herauszufahren mit der Sprache.

Lat.: Tu me excitas, ut, quae latunt in pectore immota, cogar prologus.


*14. Einen zwingen und dringen.Mathesy, I, 60b.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 676.
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