Bewègung, die

[967] Die Bewègung, plur. die -en. 1. Eigentlich, die Veränderung des Ortes, so wohl in der thätigen als leidentlichen Bedeutung; größten Theils ohne Plural. In Bewegung seyn, kommen, oder gerathen. Einen Körper in Bewegung bringen oder setzen. Die Bewegung des Leibes, zur Gesundheit. Sich eine Bewegung machen, seinen Körper zur Erhaltung der Gesundheit bewegen. Daher die Bewegungskunst, eine Wissenschaft, Körper mit Vortheil der Kraft, oder der Zeit zu bewegen; die Mechanik. Der Bewegungspunct, der Punct, um welchen sich ein Körper beweget. Weil derselbe auf diesem Puncte zugleich auflieget, so wird er auch der Ruhepunct genannt. Das Bewegungsgesetz, ein Gesetz, nach welchem die Bewegung eines Körpers erfolget.

2. Figürlich. 1) Eine Sache in Bewegung bringen, machen, daß sie betreiben wird. Der Prozeß hat lange geruhet, aber man hat ihn wieder in Bewegung gebracht. 2) Aufsehen, Auflauf, Bestürzung unter mehrern. Die ganze Stadt gerieth über diese Nachricht in Bewegung. Es entstand ein Lärm, das gemeine Volk wurde in Bewegung gebracht. Die Bewegungen unter dem Volke stillen. 3) Empfindungen, Leidenschaften, und deren Ausbruch. Sein Gemüth gerieth in eine heftige Bewegung. Die ersten Bewegungen des Zornes bezwingen. 4) Antrieb. Ich habe es auch eigener Bewegung gethan. Daher der Bewegungsgrund, des -es, plur. die -gründe, der Grund, der das Gemüth in Bewegung setzet, der Grund des Wollens und Nichtwollens.

Anm. In den ältern Zeiten kommt für dieses Wort Wegung und Wege vor. In der eigentlichen Bedeutung ist im Oberdeutschen auch Bewegde, und in der vierten figürlichen auch Bewegniß üblich, welches letztere auch wohl bey einigen Hochdeutschen gefunden wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 967.
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