Cajus Julius Cäsar

[195] Cajus Julius Cäsar. Dieser große Römer, unstreitig einer der größten Menschen die es gegeben, wurde zu[195] Rom im 98. Jahre vor Christi Geburt geboren, und 43 Jahr v. C. G. ermordet. Er stammte aus der berühmten Familie der Julier. Er war groß, von weißer Haut, lebhaften Augen, und einem schönen Gesicht; dabei war er am Vorderhaupte kahl (ein Fehler, den er in der Folge durch einen Lorbeerkranz verbesserte). Er war gewandt in allen Arten von Uebungen, unermüdet im Arbeiten, tapfer, stolz, voll von Entwürfen, prächtig und freigebig bis zur Verschwendung. Seine Beredsamkeit war äußerst einnehmend; überhaupt war er Meister in der Kunst, die Herzen zu erobern, welche er als die Grundlage seines Plans, sich zum Herrn der Welt zu machen, betrachtete. Der Dictator Sylla sah seine Entwürfe voraus; er wollte ihn in seiner Jugend umbringen lassen; und als er endlich den Bitten seiner Freunde nachgab, und ihm das Leben ließ, sagte er, »der, für den ihr euch so sehr verwendet, wird einst die Republik zu Grunde richten.« Nachdem er sich in Asien durch seine Tapferkeit und in Rom durch seine Beredsamkeit ausgezeichnet hatte, stieg er von einer Stufe der Ehre zur andern. Als er als Gouverneur nach Spanien ging, sah er unterweges die Statue Alexanders, und sagte mit Thränen im Auge: »in meinem Alter hatte er schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan!« Er führte oft die Worte des Euripides im Munde: »wenn es erlaubt ist, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu verletzen, so ist es dieses, um zu herrschen.« Nach seiner Rückkehr nach Rom verband er sich mit Pompejus und Crassus, mit denen er das, was man das erste Triumvirat nennt, bildete: und entfernte die Vertheidiger der Freiheit, den Cicero und Cato, welcher letztere von ihm zu sagen pflegte, daß er mit kalten Blute und tiefem Nachdenken damit umgehe, die Republik zu Grunde zu richten. Er erhielt das Gouvernement von Gallien, und machte jetzt den Plan, Gallien zu unterjochen, seine siegreiche Armee gegen die Republik zu führen, und sich mit gewaffneter Hand die Oberherrschaft zu erwerben. Er erfocht Siege in Gallien (welches er zur Römischen Provinz machte), Germanien und Großbritannien, bekam aber auch Feinde, welche ihn zu stürzen trachteten. Pompejus trennte sich von ihm, und machte, daß ein Decret gegen ihn gegeben wurde; auch Antonius arbeitete wider ihn. [196] Jetzt beschloß Cäsar über den Rubicon zu gehen. Am Ufer dieses Flusses, welcher die Grenze seiner Provinz ausmachte, hielt er einen Augenblick – ein Schritt über diesen Fluß war das Signal zur Empörung. »Wenn ich nicht über den Fluß gehe (sagte er zu seinen Officieren), so bin ich verloren; und thue ich es, wie viel Unglückliche werde ich machen!« Er ging über den Rubicon, und sagte: »es ist geschehen, das Loos ist geworfen.« Durch Bestechungen, durch sein Ansehen bei der Armee, sein liebenswürdiges Betragen, vorzüglich aber durch die Entnervung Roms, gelang es ihm bald, sich den Weg zum Beherrscher der Königin der Welt zu bahnen. Vollkommen ward ihm Rom durch die Schlacht bei Pharsalia (48 J. vor Ch. G.) unterwürfig, die er über den Pompejus erfocht. Er erfocht neue Siege; seinen Sieg über den König von Pontus beschreibt er selbst (in seinen mit unnachahmlicher Einfachheit geschriebenen Memoires, die den Titel Commentarien führen) mit den ihm so oft nachgebrauchten Worten »Veni, vidi, vici (Ich kam, ich sah, ich siegte)«. Er triumphirte zu Rom fünf Tage hinter einander, und wurde zum immerwährenden Dictator ernannt. Er führte den Titel imperator. Er begnügte sich jedoch nicht bloß mit kriegerischem Ruhme, sondern machte sich auch um die Baukunst, Schiffahrt, um die Landescultur, die Gesetze und Gelehrsamkeit verdient. Ihm sind wir auch den verbesserten Römischen Calender schuldig, wobei er sich des Sosigenes aus Alexandrien bediente. Während er am thätigsten arbeitete, sich durch vortreffliche Einrichtungen der Ehre, Roms Beherrscher zu sein, würdig zu machen, verschworen sich Brutus und Cassius wider sein Leben. Vergebens bat man ihn, auf seiner Huth zu sein: »es ist besser mit einem Mahle zu sterben, als den Tod jede Stunde zu fürchten«. Den Tag vor seiner Ermordung aß er beim Lepidus; er ging bei Seite, etwas zu expediren, als einer von den Gästen die Frage aufwarf, welcher Tod der glücklichste sei, worauf ihnen Cäsar zuvorkommend zurief: der unerwartetste. Ungeachtet man ihn vor dem 15. März gewarnt hatte, ging er doch diesen Tag des Morgens in den Senat. Als er sich weigerte, die Bitten einiger Senatoren zu erfüllen, entstand ein Wortwechsel, welcher in Thätigkeiten überging. Casca gab ihm den ersten Stich: Cäsar zog sein[197] Schwert; als er aber sah, daß die Verschwornen von allen Seiten auf ihn eindrangen, und unter diesen auch den Brutus erblickte (s. Brutus), hüllte er sich in seinen Mantel, und gab sich den Mördern Preis. – Brutus soll sein Sohn gewesen sein. Er hatte vier Gemahlinnen, die Cossulia, Cornelia, Pompeja und Calpurnia; die erste und dritte verstieß er. Calpurnia hatte die Nacht vor seinem Tode einen ahndungsvollen Traum; allein sie vermochte nicht, ihn zu Hause zu erhalten. Mit der berühmten Cleopatra hatte er einen Sohn, Namens Cäsarion. Dieses war jedoch nicht die einzige Dame, mit der er noch in Verbindung stand.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 195-198.
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