Friedrich Ludwig Schröder

[137] Friedrich Ludwig Schröder, geb. zu Hamburg 1743, einer der ersten und berühmtesten Schauspieler. (Seine Mutter, Sophie Charlotte Schröder, geb. Biereichel, trennte sich von ihrem Manne, dem Organist Schröder in Berlin, und betrat bei Schönemann zuerst das Theater, heirathete aber 1749 in [137] Moskau den als Schauspieler und Entrepreneur berühmten Conrad Ernst Ackermaun.) Seit 1753, wo er zuerst Kinderrollen spielte, bei der Bühne, sprach er schon in den Jahren 1764 u. folg. als er noch in rothen Strümpfen und beschnürtem Kleide (den damahligen Unterscheidungszeichen der Valets) Bedienten darstellte, mit einer Leichtigkeit, Ungezwungenheit und Laune, belebte die meisten seiner Rollen mit einer komischen Trockenheit des Mienenspiels, welche ihn damahls schon unter die ersten komischen Schauspieler Deutschlands setzte. Bei der zweiten Ackermannschen Schauspiel Unternehmung in Hamburg machte er zugleich den Balletmeister, wo er mehr durch kühne Sprünge als feinen Tanz sich auszeichnete. Auch als Sänger wußte er die Operetten durch sein Spiel in komischen Singrollen genug zu heben, wie denn auch zwei von seinen Weiberrollen (Mutter Anne in Röschen und Kolas und in Dancourts Weinlese) noch von mehrern Augenzeugen gerühmt werden. Bald übernahm er von Ackermann die Direction. Sein erstes schriftstellerisches Product, der Arglistige, erschien 1771 auf der Hamburger Bühne, dem in der Folge mehrere, theils Original Stücke, theils Bearbeitungen und Uebersetzungen fremder Producte, nachfolgten. 1773 verheirathete er sich mit Anne Christiane Hart, geb. zu Petersburg 1756, wo sie in der von der Russischen Kaiserin angelegten Tanzschule erzogen worden war, und mit mehrern Kindern aus diesem Institute 1764 zu der von Wäser in Reval errichteten Schauspieler-Gesellschaft und mit dieser 1768 nach Deutschland kam. 1772 in ihrem 17. Jahre wurde sie bei ihrem nachmahligen Gatten engagirt, und war anfangs fast ausschließend Tänzerin. Mißtrauen in ihre Kräfte und Schüchternheit hielten sie lange vom recitirenden Schauspiel zurück; selbst in Opern, obgleich sie nicht schlecht sang, spielte sie nur Hülfsrollen: bis endlich öfteres und dringendes Zureden ihres Mannes und ihrer Freunde sie bestimmten, bedeutendere Rollen zu versuchen; Susanne Kant in Wissenschaft geht vor Schönheit war eine ihrer ersten Rollen. Nachsicht und aufmunternder Beifall des Hamburger Publicums halfen dem bescheidenen Talent dieser Künstlerin nach; und sie hat durch ihre bald darauf folgenden[138] schönen Kunstdarstellungen einer Emilia, Rutland, Ophelie in wenig Jahren hinter einander diese Aufmunterungen hinlänglich belohnt. – Schröders Uebergang vom niedrig Komischen nicht bloß in das höhere Komische der Mantelrollen und Raisonneurs, sondern selbst in das halb tragische Rollenfach, müssen wir in das Jahr 1773 setzen, wo er den 28. Novbr. zum ersten Mahle den Essighändler von Mercier mit entgegengesetzter Wirkung bei einem Publicum darstellte, welches ihn nur für komische Rollen gebaut und organisirt glaubte. Doch ließ sich S. hierdurch nicht abschrecken; sein unermüdeter Eifer, seine Anstrengung, sein Menschenstudium gaben bald einleuchtende Beweise ihrer Kraft, wenn echtes Kunstgenie und seltner Ehrgeitz den Künstler anspornen. Er spielte daher 1778 den von ihm bearbeiteten Lear, bald auch den Hamlet (eine Rolle, in welcher schon Brockmann 1776 glänzte, wo damahls S. den Geist darstellte), dann den Fallstaff in Heinrich IV. und 1779 zuerst den Macbeth (mit Bürgers Hexenscenen). Ueber seine Theater Unternehmungen in Hamburg und Hannover und über seine theatralischen Reisen findet man in mehrern Theater-Schriften (von Schütz – den Ephemeriden d. L. u. d. Theat. – der Theater-Zeit. etc.) Nachrichten, so wie auch sein Bildniß in mehrern Theater-Almanachen. – Den 18. März 1796 beschloß er seine theatralischen Vorstellungen mit dem Odoardo, und 1798 übertrug er dem Ausschuß der Fünfe die Direction. Das große Künstlerpaar lebt abwechselnd auf seinem Gute Röllingen und in Hamburg.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 137-139.
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