Schröder [1]

[110] Schröder (Friedr. Ludw.), berühmt als Schauspieler und dramatischer Dichter, wurde 1744 zu Schwerin geboren. Nachdem er seinen Vater sehr früh verloren und seine Mutter, eine talentvolle Schauspielerin, sich mit dem Schauspieler Ackermann verehelicht hatte, lernte er die Bühne kennen und trat selbst schon als Kind auf. Später jedoch von seinen Ältern längere Zeit getrennt, verbrachte er eine Reihe von Jahren ohne Förderung seiner Bildung, zum Theil im bittersten Elend und in Ausschweifungen aller Art. Er ging endlich zu seinem Pflegevater, welcher sich mit der von ihm geleiteten Schauspielergesellschaft in der Schweiz aufhielt, und suchte sich als Schauspieler und Tänzer auszubilden. Im J. 1764 kam er mit jener Gesellschaft nach Hamburg und erwarb sich bald Beifall und Ruf, besonders, nachdem er sich auf die Darstellung tragischer Rollen vorzugsweise legte. Mit Recht erkannte man ihn endlich als ersten dramatischen Künstler Deutschlands an, und als 1771 sein Stiefvater starb, konnte die hamburger Bühne keinen würdigern Director erhalten, als ihn. Bis 1781 stand S. dem hamburger Theater vor und erhob dasselbe nicht nur durch seine eignen Kunstleistungen, sondern vorzüglich auch durch die Leitung des Ganzen, durch die geistvolle Anleitung, welche er den unter ihm stehenden Künstlern gab, auf eine Höhe, welche bis dahin noch keine deutsche Bühne erreicht hatte. Nachdem er nur kurze Zeit in Wien sich aufgehalten, kehrte S. nach Hamburg zurück und behielt die Leitung der Bühne noch bis 1798, wo er sich auf ein kleines Landgut zurückzog, welches er bei Hamburg erworben hatte. Als später das hamburger Theater immer tiefer herabsank, bewog S. der Wunsch eines großen Theils des Publicums, 1811 dasselbe noch einmal zu übernehmen. Vergebens brachte er indeß die bedeutendsten Opfer, die veränderte Richtung des Geschmacks, der Mangel jugendlicher Kraft ließen seine besten Bestrebungen scheitern. S. starb 1816. Als dramatischer Dichter hat sich S. durch Richtigkeit der Charakterzeichnung, naturwahre Schilderung der Leidenschaften und reine und edle Sprache ausgezeichnet, sodaß er stets den Ruhm behalten wird, für seine Zeit wahrhaft Ausgezeichnetes geliefert zu haben, wenn seine Werke auch auf keinen höhern poetischen Werth Anspruch machen können. Sie erschienen unter den Titel: »S.'s dramatische Werke«, mit einer Einleitung von Tieck (4 Bde., Berl. 1831). Ausgezeichnet ist Meyer's Schrift: »Friedr. Ludw. S.; ein Beitrag zur Kunde des Menschen und Künstlers« (2 Bde., Hamb. 1819). – S.'s Witwe, eine geborene Hart aus Petersburg, früher auch eine ausgezeichnete Schauspielerin, starb 1829.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 110.
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