Schwaben

[147] Schwaben, eins der besten, fruchtbarsten und segensreichsten Länder in Deutschland, gegen Osten an [147] Baiern, gegen Süden an Tyrol und die Schweiz, gegen Westen an Elsaß und gegen Norden an die Unterpfalz und Franken gränzend. Es ist fast kein Kreis in Deutschland, der so zerstückelt und so bevölkert wäre als dieser. Der Flächeninhalt mag ungefähr 720 Quadratmeilen enthalten. Im Durchschnitt ist das Clima gemäßigt und eins der besten in Deutschland, das Land selbst aber sehr gebirgig; auch hängen die Alpen im Aligau, welche von Hirten bewohnt werden, deren Viehzucht sich auf 44,000 Stück beläuft, mit den Tyroler und Schweizer Alpen zusammen. Unter Schwabens Seen giebt es vorzüglich drei, nehmlich den Bodensee, der an die Schweiz gränzt und vom Rhein und vielen andern Flüssen Zugang erhält, den Federsee, der einen Ausfluß in die Donau hat, und den Alpsee. Die größten Flüsse aber in Schwaben sind der Rhein (welcher aus der Schweiz durch den Bodensee fließt, Schwaben begränzt und dann in den Oberrheinischen Kreis fließt) und die Donau, welche in Schwaben entspringt, nordwestlich fließt und bei Donauwörth in Baiern eintritt; beide Flüsse nehmen alle die übrigen in Schwaben, den Neckar, Lech, die Iller etc. entweder mittelbar oder geradezu auf. Unter den Waldungen enthält besonders die westliche Gegend den Schwarzwald (s. dies. Art.); Würtemberg hat die Wälder auf den Alpen; im Stifte Kempten ist der große gleichnamige Wald, und außerordentlich viel rohes und verarbeitetes Holz wird auf den Flüssen abgefahren. Der Ackerbau so wie die Viehzucht ist besonders im Würtembergischen und Badenschen ganz vorzüglich, und sehr viel Korn wird auch außer Landes gefahren Auch der Weinbau und der Handel damit ist für die Bewohner der nur gedachten Districte beträchtlich; Mineralien und Metalle sind häufig in Schwaben zu finden; der Manufacturen und Fabriken giebt es viele ansehnliche. Endlich gereicht die Herstellung guter Landstraßen – ein Gegenstand, welcher die Stände beinahe das ganze vorige Jahrhundert hindurch beschäftigt hat – welche nun ziemlich ihrer Vollendung nahe sind, diesem Lande zur besondern Zierde.

Schwaben wurde ehemahls in Gaue abgetheilt, daher auch noch die Benennung so vieler Districte, als das Allgau, Breisgau, Rheingau etc. Gegenwärtig[148] theilt sich der Schwäbische Kreis, dessen Volksmenge man wohl sicher auf 2,200,000 Seelen anschlagen kann, in vier Viertel, nehmlich in das Wirtembergische, Badensche, Constanzer und Augsburgische, deren jedes seine Geschäfte von seinem Director besorgen läßt, so wie denn auch jedes seine besondern Conferenzen hält. – Um noch mit wenigem die Geschichte dieses Landes zu berühren, so bewohnten die alten Sueven, von denen das Land den Namen hat, anfänglich Niederdeutschland, zogen nachher zu Julius Cäsars Zeiten an den Neckar und Rhein und bewohnten, in mehrere kleine Völker getheilt, den größten Theil von Deutschland. Der Name Schwaben, der sich seit 360 durch die Einnahme der Alemannen verloren hatte, kam, da Alemannien von den Franken erobert worden war, wieder empor und erhielt sich bis jetzt. Herzoge wurden von den Fränkischen Königen eingesetzt und von Carl dem Großen wieder abgeschafft; jedoch wurde nachher von Conrad I. wieder ein Herzogthum errichtet und durch Friedrich von Hohenstaufen 1094 erblich gemacht. Diese Schwäbischen Herzoge, zugleich auch Herzoge von Franken, gelangten bald zu großer Macht und Ansehen; sieben wurden zu Kaisern erwählt (unter denen Friedrich der Rothbart berühmt genug ist), bis endlich durch die Enthauptung des unglücklichen Conradius (s. dies. Art. im 2. Th. S. 286.) 1269 die ganze große und angesehene Familie erlosch. So wurden die Besitzungen des eingegangenen Fürstenhauses während des darauf folgenden Zwischenreichs aufs traurigste zerstückelt; und die Existenz so mancher höchst unbedeutenden Schwäbischen Republik rührt aus jenen Zeiten der Anarchie her, und hat sich bis hierher fortgepflanzt. – Was übrigens die in unsern Tagen entstandene Würde eines Königs von Schwaben betrifft, darüber s. m. den Art. Würtemberg.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 147-149.
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